Forst und Technik - Bei Pfanzelt daheim

Viele Firmen veranstalten regelmäßig ihre Hausmessen. Darin hat Pfanzelt-Maschinenbau in Rettenbach in Allgäu bisher noch wenig Erfahrung. Dementsprechend nervös war man im Vorfeld, wie das große Fest zum 25-jährigen Bestehen der Firma gelingen würde. Am Sonntagabend waren alle sehr müde, aber glücklich.

Eine stichprobenartige Zählung durch die örtliche Feuerwehr, die für den großen Parkplatz und die Lenkung der Besucherströme zuständig war, ergab eine Hochrechnung von rund 13 000 Gästen, die am 22. und 23. Juli nach Frankau gekommen sind. Auch wenn die Zahl vielleicht etwas optimistisch ausgefallen ist – es war definitiv ein rauschendes Fest und immer sehr viel los auf dem weitläufigen Gelände. Paul Pfanzelt und seine Mitarbeiter hatten auch keine Kosten und Mühen gescheut und ein umfangreiches Programm zusammengestellt:

Gleich am Eingang zum Firmengelände musste man sich entscheiden, ob man an einer ausführlichen Werksführung teilnehmen wollte, oder doch zuerst in die festlich geschmückte Lagerhalle ging, wo kulinarisch keine Wünsche offen blieben. Weiter hinten auf der Wiese gab es ein großes Vorführgelände, auf dem mehrmals am Tag die gesamte Produktpalette der Firma Pfanzelt mit einer Liveshow gezeigt wurde. Höhepunkt für viele Besucher war schließlich ein Rundflug mit dem Hubschrauber. Auf einem eigenen Parcours konnte man verschiedene Pfanzelt-Rückewagen selbst ausprobieren und eine Ausstellung diverser Partnerfirmen sowie eine Reihe von Oldtimer-Traktoren rundeten das Bild ab.

 

Familienfest

Am Vortag der öffentlichen Hausmesse hatte man rund 400 Gäste zum Festabend geladen. Hier gab es natürlich ein paar feierliche Reden, aber vor allem einen sehr launigen gemeinsamen Rückblick in die 25-jährige Firmengeschichte (s. Kasten). Während sich Paul Pfanzelt auf der türkisen Couch mit langjährigen Mitstreitern lustig die Bälle hin und her spielte, konnte man erahnen, was das Wesen dieser Firma ausmacht: Großer Erfindergeist mit ebensolchem Fleiß, gepaart mit einem typisch allgäuerischen Wir-Gefühl und Zusammenhalt. Der Chef geht dabei seit vielen Jahren mit gutem Beispiel voran, wie mehrere Mitarbeiter uns immer wieder bestätigten: Er reinvestiert lieber in die Firma, anstatt sich ein teures Auto zu kaufen, sorgt dafür, dass möglichst viel Arbeit und Wertschöpfung im Betrieb oder zumindest in der Region bleibt. So erklärt sich auch, dass man bei dieser Gelegenheit eine Vielzahl von altgedienten Mitarbeitern ehren konnte. Der dienstälteste Jubilar ist seit 23 Jahren bei Pfanzelt beschäftigt. Das will schon etwas heißen, denn die Verlockungen der Großstadt oder vermeintlich besser zahlender Großbetriebe sind vor allem bei der Nachwuchsarbeit deutlich spürbar. Aber so ein Arbeitsklima findet man nicht alle Tage.

 

Werksführung

Wie weit Pflanzelt bei der internen Wertschöpfung geht, konnte man bei den Werksführungen hautnah erleben. Hier beginnt tatsächlich das allermeiste bei den 1 400 Tonnen blankem Stahl, aus dem im Endeffekt neben vielen Seilwinden durchschnittlich 320 Kräne für die Jahresproduktion von 280 Rückewagen und rund 40 selbstfahrende Maschinen werden. Das ist umso bemerkenswerter, als viele andere Hersteller kleiner Serien immer stärker auf Zukaufteile setzen. Hier werden die Zahnräder für die Schwenkwerke selbst gefräst und auch die Greifer geschweißt. Seit 2013 besitzt sogar der PM Trac 3 ein eigens entwickeltes und im Haus aufgebautes Chassis, ganz abgesehen von den Führerhäusern von Felix und Co, die ebenfalls „made in Rettenbach“ sind. Sehr viel ist dabei gute alte Handarbeit. Für den Zuschnitt von Blechen leistet man sich den Luxus zweier automatischer Laserschneider. Die Kantbank für Gehäuseteile wird von einem Roboter millimetergenau bestückt und ein weiterer Roboter ist für die ellenlangen Schweißnähte an den Kranarmen zuständig. Das alles dient zur Verbesserung der Fertigungsqualität und kaum als Sparmaßnahme, denn die Maschinen, die ja rund um die Uhr laufen könnten, sind hier im Einschichtbetrieb bei weitem nicht ausgelastet.

 

Sondermaschinen

Vor der Fertigungshalle stand ein sehr skurriles Gefährt mit sage und schreibe 22 Rädern. Weil es aber unverkennbar eine Pfanzelt- Kabine trug, musste es sich wohl um eine Neuentwicklung handeln. Die Geschichte dazu demonstriert sehr schön die Kompetenz der Firma Pfanzelt im Sondermaschinenbau. Es handelt sich dabei nämlich um den Prototypen eines Rückegeräts für Eukalyptusplantagen in Paraguay. Der kleine 35-PS-Diesel treibt eigentlich nur die Hydraulik für den Kran an. Ansonsten wird das Gerät wie ein alter Dampfpflug mit zwei Seilen durch den Bestand gezogen. Zur Lenkung kann man die beiden Anhängepunkte vorne und hinten jeweils seilich verschieben. Lediglich zum Umsetzen in die nächste Gasse gibt es zwei kleine Hydromotoren an der ersten, lenkbaren Achse. Der ganze Apparat wiegt nur 3,5 t und verfügt nebenbei über den ersten Parallelkran aus dem Hause Pfanzelt. Die Abmessungen sind genau so, dass alles in einem Überseecontainer Platz findet. Ob diese Erfindung auch in Europa auf Nassflächen zum Einsatz kommen wird, muss man sehen. Als Technologieträger und Konzeptstudie ist sie allemal interessant.

 

25 Jahre Pfanzelt

oder wie aus einer Scheunenwerkstatt ein Betrieb mit 140 Mitarbeitern wurde

1991: Paul Pfanzelt, vorher Mitarbeiter bei Schlang & Reichart macht sich selbständig und baut Seilwinden

1995: Forstspezialschlepper auf der Basis des Fendt Xylon

1996: Beginn der Rückewagenfertigung

1998: Anstellung des ersten Lehrlings (der heute immer noch dabei ist)

1998: Vorstellung des ersten Felix-Tragschlepper-Konzepts auf der Interforst in München

2000: Erste eigene Krane

2005: Vorstellung des PmTrac (Xylon wird nicht mehr hergestellt)

2006: Felix 180 als Sechsrad-Maschine

2008: Mit der S-Line- Rückewagenserie für Semiprofis verdoppeln sich die Stückzahlen

2010: Erste hydraulische Auflaufbremse für Rückewagen auf der Interforst

2013: PmTrac 3 bekommt ein hauseigenes Chassis

2013: Die Firma Schlang & Reichart wird integriert

2016: Rückeraupe Moritz als neue Produktkategorie

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