Forstmaschinenprofi - Drinnen wie draußen Freiraum

Pfanzelt baut: ein Drittel mehr Produktionsfläche, reale Teststrecke

 

Pfanzelt Maschinenbau produziert Forsttechnik für die Holzernte und Landschaftspflege gemäß den Ansprüchen von Waldbauern, Semiprofis und der professionellen Forstwirtschaft. Doch im Allgäuer Werk herrscht Platznot. Die größte Investition der Firmengeschichte schafft Abhilfe.

Am Firmensitz in Rettenbach am Auerberg tat sich in den vergangenen Jahren sehr viel. Eine Feier zum 30-jährigen Bestehen der von Paul Pfanzelt im September 1991 gegründeten Maschinenfabrik musste coronabedingt zwar entfallen, stattdessen konzentrierte sich der Hersteller auf die Erweiterung und Modellpflege der Produktpalette: den Kernprodukten Seilwinde und Rückeanhänger sowie Krane, Forstschlepper und Spezialfahrzeuge wie die Forstraupe Moritz. Die Rückewagen sind das umsatzstärkste Produkt, gefolgt von rund 600 produzierten Seilwinden im Jahr. Von Vorteil ist dabei die hohe Fertigungstiefe: Von Getrieben bis zu Kabinen, vom Zahnrad über Kolben und Zylinder bis zum Kabelbaum fertigt Pfanzelt fast alle Komponenten selbst. Nur weniges wie Motorblöcke und Gussteile sind Zulieferprodukte. Durch diese Unabhängigkeit musste Pfanzelt auch in den zuletzt weltweit krisenbehafteten Jahren keine Kurzarbeit anmelden. Die Mitarbeiterzahl wuchs seit dem Jahr 2017 von 140 auf mehr als 180 Beschäftigte, darunter 15 Auszubildende. Für Kunden- und Händlerbesuche schuf der Hersteller eine neue, provisorische Ausstellungshalle in der bisherigen Versuchsabteilung, direkt davor schließt sich seit dem Jahr 2021 ein Testgelände für den Außeneinsatz von Pfanzelt-Forsttechnik an. Doch alle Abteilungen sind bereits wieder zu klein: Besonders die Schweißerei, Montage und Logistik platzen aus allen Nähten.

Teststrecke für Tempo und Kraft

Bislang produzierte der Forsttechnik-Hersteller auf einer Hallenfläche von 15.300 Quadratmetern. Durch einen zweistöckigen Neubau mit 5.100 Quadratmeter Nutzfläche für Produktion und Lager wächst die Firma nun um ein Drittel, nach vorigen Erweiterungen in den Jahren 1995, 2003 und 2012. Hinter der Halle entsteht ein neuer Testparcours, für den Kunden zum Ausprobieren von Technik Termine buchen können. Dieses Angebot ist Pfanzelt wichtig, erklärt Pressesprecher Peter Voderholzer: „Wir wollen beispielsweise mit der Arbeitsgeschwindigkeit und Hubkraft unserer Krane überzeugen. Das setzt eine Testumgebung draußen voraus, die das erlebbar macht.“ In einer Halle sei das aus mehreren Gründen nicht möglich: Die Krangeschwindigkeit und Kraft sind dort oft stark begrenzt, damit der Ausleger mit nebenstehenden Maschinen nicht kollidiert. Hinzu kommen wiederum Platzprobleme: Ein Kran muss ganz ausladen können, sonst ist ein Test wenig aussagekräftig. Der neue Pfanzelt-Parcours wird daher deutlich größer, mit eingebauten Schikanen, Rampen und simulierten Bäumen. So lassen sich beispielsweise von Rückewagen die Lenkdeichsel sowie Radnabenantriebe in realen Fahrsituationen anspruchsvoll testen.

Neubau mit viel Holz und Glas

Die neue Produktionshalle mit einem automatisierten Hochregallager wird in diesem Frühjahr bezugsfertig sein. Der 120 mal 43 Meter große Bau besteht aus so viel Holz, wie es baurechtlich möglich war: einer Fassade von 2.500 Quadratmetern sowie überwiegend Lärche aus bayerischen Wäldern für die Innenverkleidung, Trennwände und Dachkonstruktion. Großzügige Verglasungen lassen viel Tageslicht in die Werkshallen, aus denen die Mitarbeiter an einigen Fenstern einen atemberaubenden Blick auf das Allgäu haben.

Für den Industrieholzbau benötigte Pfanzelt eine Ausnahmegenehmigung. Zudem verursachte er Mehrkosten gegenüber einem Beton- und Stahlbau – Nachhaltigkeit war Pfanzelt jedoch wichtiger, wie schon bei der Wärmeversorgung der örtlichen Biogasanlage sowie einer Hackschnitzelheizung. Sämtliche Fabrikdächer sind mit Photovoltaik belegt, inklusive dem Neubau wird deren Gesamtleistung 1,3 Megawatt betragen. Beton wird nur für stark belastete Bereiche wie die Zwischendecke verwendet, dort sollen Stapler fahren. Zudem streckt sich der Bau in die Höhe statt in die Fläche, um weniger Boden zu versiegeln.

Kernstück der neuen Produktion ist das 18 Meter hohe Hochregallager: Es bietet Platz für 2.960 Tonnen Material und Teile, doppelt so viel wie im bereits bestehenden Lager des Altbaus, das erhalten bleibt. Beide Lager verbessern die Versorgung mit mehr als 17.300 Ersatzteilen.

Um effektiver zu produzieren, steuert das Hochregallager automatisch die Logistik: Im Erdgeschoss befinden sich künftig der Warenein- und -ausgang sowie der Versand. Dorthin wechseln auch die Blechbearbeitung und die Reparaturwerkstatt, die über Tore direkt aus dem Lager mit Material versorgt werden. Sämtliche Maschinen der Blechbearbeitung wie Abkantroboter und Laser- sowie Plasmaschneider mit angehängten automatischen Sortieranlagen erneuert Pfanzelt, um den Automatisierungsgrad zu erhöhen. Das Obergeschoss ist für Montagelinien einiger Baugruppen eingeplant sowie für die Lehrwerkstatt, die überwiegend Feinwerk- und Kraftfahrzeugmechaniker ausbildet. In einem dreistöckigen Innenbau entstehen neue Sozialräume für die Mitarbeiter.

Zwischenziel 2025

Doch damit nicht genug: Pfanzelt baut sofort weiter. Sobald das Allgäu frostfrei ist, erfolgt der Spatenstich für ein dreistöckiges Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude mit 1.200 Quadratmeter Nutzfläche und einer Tiefgarage. Es wird Büros für Vertrieb und Marketing sowie Schulungs- und Besprechungsräume enthalten. Auch ein kleines Museum mit Meilensteinen der Technikgeschichte von Pfanzelt sowie der im Jahr 2014 übernommenen Firma Schlang & Reichart ist geplant. Insgesamt investiert Pfanzelt fast 20 Millionen in die Zukunft – in der Hoffnung, bis Ende des Jahres 2025 mit dem großen Umbruch fertig zu sein. Dann wird nachgeholt, was Corona vermies: eine große Feier.

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