Forstmaschinenprofi - Eierlegende Wollmilchsau

Im Stadtwald Ingelheim wird der Pm Trac wegen seiner Vielseitigkeit genutzt

Im Ingelheimer Stadtwald ist vieles anders: Er liegt etliche Kilometer entfernt von der Stadt Ingelheim und wird vom „Eigenbetrieb Stadtwald“ betreut. Für die vielfältigen Aufgaben setzen die Rheinland-Pfälzer auf den Pfanzelt Pm Trac. Kürzlich bekamen sie einen nagelneuen Schlepper geliefert.

Wer sagt denn, dass wir keine typischen Jahreszeiten mehr haben? Herbstlicher als an diesem Donnerstag Ende November geht es jedenfalls kaum: Der Hunsrück zeigt sich nasskalt, neblig und ungemütlich. Roland Tscharntke stört das nicht. Zum einen ist er als Forstwirt wetterfest, zum anderen verfügt er über einen äußerst komfortablen Arbeitsplatz: Der 49-Jährige sitzt häufig an den Steuerhebeln eines Pm Trac. Pfanzelts Systemschlepper stand nie im Verdacht, eine Rappelkiste zu sein, doch die aktuelle Version setzt noch einen drauf, freut sich der Fahrer: „Die Kabinenfederung ist deutlich komfortabler als beim Pm Trac II.“ Tscharntke muss es wissen, schließlich war ein 2013er Pm Trac der zweiten Generation lange Zeit sein Arbeitsgerät. Seit einigen Tagen ist er nun stolzer Fahrer eines nagelneuen Pm Trac 2380 4f. Den Hauptgrund für dessen gesteigerten Komfort erklärt Hans-Jörg Damm, Pfanzelts Werksbeauftragter für das Gebiet Nord-West: „Ab dem Pm III gibt es Seitenstabilisatoren, die ein Schwanken und Durchschlagen der Kabinenfederung verhindern.“ Luftgefedert ist die Kabine des Pm Trac aber seit eh und je.

 

Städtischer Schlepper

Roland Tscharntke ist bei der Stadt Ingelheim am Rhein angestellt. Seine Arbeit leistet er allerdings nicht in Ingelheim, denn der Ingelheimer Stadtwald liegt rund 40 Kilometer entfernt von der Stadt. Warum die knapp 1.200 Hektar zu Ingelheim gehören, kann heute keiner mehr mit Sicherheit sagen. Da eine Waldbetreuung aus der Ferne wenig Sinn macht, gibt es hierfür Mitten im Wald das Forstrevier Emmerichshütte, Revierleiter ist Florian Diehl. Einer der ersten Einsätze führt Tscharntke und seinen Pm Trac nur ein kurzes Stück in den Wald, wo Buchen und Eichen der Stärkeklasse 2a aufwärts gerückt werden sollen. Mit dem starken Kran und der Vorderachs-Verblockung ist diese Aufgabe ein Klacks für den Schlepper. Pfanzelt stellt seine Krane grundsätzlich selber her. Am Ingelheimer Pm Trac kommt das Modell 7185 mit einem Brutto-Hubmoment von 106 Kilonewtonmetern und einer Reichweite von 8,30 Metern zum Einsatz. Wer noch weiter in den Bestand langen möchte, kann zum 71100 greifen, der bis zu zehn Meter Reichweite bietet. Irgendwann reicht aber auch der längste Kran nicht mehr aus, und es bleibt nur der Einsatz einer Seilwinde. Der Pm Trac besitzt eine Doppeltrommelwinde, die je nach Kundenwunsch zweimal sechs oder zweimal acht Tonnen Zugkraft erreicht. Im Ingelheimer Stadtwald begnügte man sich mit der schwächeren. Selbstverständlich wird sie per Funk bedient, Roland Tscharntke kann mit dem B&B F10 DT zudem die Motordrehzahl elektronisch verstellen sowie den Motor starten und abstellen. Auf einer Trommel ist ein herkömmliches Stahlseil aufgespult, die andere stellt 90 Meter Dyneema-Seil zur Verfügung. Das XTR-Seil mit zwölf Millimetern Durchmesser soll Tscharntke den Einsatz in Hanglagen und beim Fällen von Problembäumen mit der Königsbronner Anschlag-Technik erleichtern.

 

Nur sieben Minuten

Als die Stämme gerückt sind, geht es für Tscharntke zum nächsten Einsatz. Vorher macht er einen kurzen Abstecher zum Werkhof, denn nun möchte er Kurzholz rücken. Hierfür kuppelt der Forstwirt den Rückeanhänger P17 an den Schlepper. Kran und Seilwinde können an ihrem Platz bleiben, lediglich das Rückeschild muss weichen. Mit dem Rückewagen schafft Roland Tscharntke beispielsweise auch Strauchmaterial aus den Beständen. Stehen solche Arbeiten an, montiert der Fahrer einen Vier-Finger-Greifer. Das ist in Windeseile erledigt, da die Kranspitze mit einem Schnellwechsler GMTC10 versehen wurde. Als weiteres Anbaugerät steht ein Woodcracker CB 150 zur Verfügung. Mit diesem kleinen Fällgreifer werden viele Arbeiten erledigt:

  • Energieholzernte insbesondere auf den Windwurfflächen der Jahre 1990 und 2010 und hier insbesondere die Baumart Birke
  • Entfernen von stärkeren Ästen bei der Freihaltung von Lichtraumprofilen der Waldwege
  • Entfernen von Buschwerk und Stockausschlägen entlang öffentlicher Straßen, vor allem in Hanglagen

Ein Zweischalengreifer steht für den Erdaushub zur Verfügung, er eignet sich aber auch prima für die „Grabenpflege zwischendurch“. Das Ergebnis sei natürlich nicht perfekt, räumt Florian Diehl ein – einen zugeschütteten Graben spontan wieder zum Fließen zu bringen, erspare aber in aller Regel kostspielige Folgeschäden am ausgedehnten Wegenetz.

Statt Kran oder Winde sollen andere Anbaugeräte genutzt werden? Kein Problem, denn der Pm Trac verfügt über die Pfanzelt-System-Aufnahme (PSA). Dank dieses ausgeklügelten Systems verspricht der Hersteller eine Demontage von Kran und Winde in rund 20 Minuten. Nun sind Werksangaben häufig mit Vorsicht zu genießen, und auch Förster Diehl korrigiert diesen Wert – und zwar nach unten: „Sieben Minuten dauert es nur, bis der Schlepper seine Forstausrüstung verloren hat!“ Dies sei ein unschlagbares Argument pro Pm Trac, denn im Ingelheimer Stadtwald lauern noch viel mehr Aufgaben auf die türkisfarbene Maschine. Zum Beschneiden des Lichtraumprofils an Straßen und Wegen kommt eine hydraulische Astsäge LRS 2002 der Marke Greentec zum Einsatz. Sie wird in Verbindung mit einem Ausleger Tifermec DEC GEO Vision 660 am Schlepper befestigt und erledigt mit vier Kreissägeblättern ungewünschten Bewuchs im Handumdrehen. Für den Ausleger ist ebenfalls ein Mulchkopf T 130 P vorhanden. Für die Pflege der insgesamt 36 Kilometer Waldwege im Ingelheimer Stadtwald steht ein Gutzwiller-Planierschild mit hydraulischer Verstellung zur Verfügung. Daneben gibt es einen Müthing-Seitenmulcher, einen Müthing-Heck-/Frontmulcher, eine Kuhn-Fräse, einen hydraulisch verstellbaren Fliegl-Keil-Schneepflug, einen KTS-Splittstreuer, eine Fliegl-Kehrmaschine und einen Einachs- Kipper von Brantner mit 24 Kubikmeter Volumen zum Hackschnitzeltransport.

 

Keine Traktor-Basis mehr

Beim Pm Trac I und II nutzte der Allgäuer Hersteller noch ein Chassis von CNH (Case/ New Holland/Steyr) als Basis, das durch einen Pfanzelt-Zusatzrahmen forst- und kommunaltauglich wurde. Ab der dritten Generation baut Pfanzelt auch das Chassis selbst. Die Kabine besitzt weit heruntergezogene Scheiben, insgesamt bieten sieben Quadratmeter Fensterfläche beste Aussicht.

Nach kurzer Bauzeit wurde der Pm Trac III mit der Abgasnorm Tier 4 final aufgewertet, blieb ansonsten aber nahezu unverändert. Unter der Haube steckt ein 6,1 Liter großer Deutz-Sechszylinder, den es in zwei Leistungsstufen gibt: 181 PS und 818 Nm beim Typ 2380, satte 237 PS und 1.027 Nm beim Modell 2385. Die Verantwortlichen im Forstrevier Emmerichshütte begnügten sich mit der schwächeren Version.

 

Sturmgeplagter Stadtwald

Der Stadtwald Ingelheim hat eine bewegte Geschichte, weiß Revierförster Florian Diehl zu berichten. Im Mittelalter wurde in der Region viel Eisenerz verhüttet. Dazu braucht man Holzkohle, ein Großteil des Waldes wurde dafür geopfert. Die Preußen brachten später die Fichte mit, die daraufhin lange die vorherrschende Baumart war: Im Jahr 1990 lag der Fichtenanteil bei etwa 60 Prozent. Mehrere Stürme trafen die Gegend heftig und hinterließen 160.000 Festmeter Schadholz. Stürme suchen sich immer wieder den Stadtwald Ingelheim zum Austoben aus, zuletzt warf Xynthia Anfang 2010 rund 45.000 Festmeter. Spätestens dadurch wurde das Forstrevier Emmerichshütte zum Aufbaubetrieb. Wiederaufgeforstet wurde als Mischwald. Auch die Waldarbeit erlebte einen Wandel, erinnert sich Diehl: „In den 1990ern verließen viele Forstunternehmer die Region.“ Mit einem Forstunternehmer wurde dennoch vertrauensvoll inklusive Rahmenvertrag zusammengearbeitet, nach unüberbrückbaren Differenzen endete die Beziehung in einem langen Rechtsstreit. Für Diehl wurde damit noch einmal bestätigt: „Kein Betrieb lässt sich fremdbestimmen, auch kein Waldbauer.“ Da spiele es auch keine Rolle, dass es sich um eine Kommune handelt. Also schaffte das Forstrevier Emmerichshütte eigene Technik an: erst einen JCB, später einen Fendt 714. Der Schlepper machte sich gut, so dass als Nachfolger ein nahezu identischer Fendt kam. Sein Manko ist die kleine Kabine, die zu wenig Platz für eine wirklich komfortable Rückfahreinrichtung bietet.

Die Suche nach einem komfortablen und multifunktionalen Schlepper endete 2013 beim Pm Trac. In fünf Jahren brachte es die Maschine auf rund 5.000 Betriebsstunden. Das ist nicht schlecht für einen Forstschlepper, aber wohl noch zu toppen: „Für den neuen planen wir jährlich 1.500 Betriebsstunden“, sagt Florian Diehl. Mit Holzrücken alleine ist der Pm Trac hier jedenfalls nicht ausgelastet: Das Einschlags-Soll beträgt 4.500 Festmeter pro Jahr, das aber bewusst unterschritten wird. Diehl erklärt: „Wegen der vielen Stürme ist unser Gesamt-Nachhaltigkeits- Konto seit 1990 mit 50.000 Festmetern im Minus.“ Um das peu à peu zu ändern, werden jedes Jahr nur rund 2.500 bis 3.000 Festmeter geerntet.

 

Vielseitige Maschine in einem vielseitigen Betrieb

Die eierlegende Wollmilchsau in Gestalt des Pm Trac ist für das Forstrevier Emmerichshütte nicht zuletzt deshalb wichtig, weil sich der städtische Betriebshof in 40 Kilometer Entfernung befindet: Für jede noch so kleine Tätigkeit einen Schlepper von dort anzufordern, wäre alles andere als wirtschaftlich. Aus wirtschaftlichen Gründen schien es den Entscheidern der Stadt auch sinnvoller, den Pm Trac zu mieten statt zu kaufen; das wurde bereits beim Vorgänger-Schlepper so gehandhabt und klappte prima.

Die Distanz ist für einige Besonderheiten verantwortlich: Der Wald wird vom kommunalen Eigenbetrieb Stadtwald betreut, der eine eigene Personalverantwortung, eine eigene Ausgabenund Planungsverantwortung und eine eigene Satzung besitzt. Ein Eigenbetrieb ist eine Organisationsform eines kommunalen Unternehmens ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Werkleiter des Eigenbetriebs Stadtwald ist der Förster Florian Diehl, sein Stellvertreter der Forsttechniker Thomas Röth (47). In Ingelheim ist man sehr bedacht auf Nachhaltigkeit: Im Stadtwald stehen acht Windkrafträder, das Thema Elektromobilität wird intensiv diskutiert. Einen Stromer gibt es im Stadtwald noch nicht, aber immerhin ein Hybrid-Auto. Die Energieversorgung der Enklave übernimmt eine Hackschnitzelheizung mit 150 kW, die Jahr für Jahr 20.000 Liter Heizöl einspart. Der sozialen Verantwortung wird man seit 40 Jahren als Ausbildungsbetrieb gerecht. Aktuell sind im Eigenbetrieb vier Lehrlinge beschäftigt, dazu kommt eine junge Frau, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert. Zum Eigenbetrieb gehört ein Jugend- und Freizeitheim mit 40 Schlafplätzen.

Auch wenn es vielleicht im ersten Moment wenig glaubhaft klingen mag: Der Pm Trac passt prima zu den Punkten Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Zur Nachhaltigkeit gehört Bodenschutz – und damit kann der Pfanzelt punkten. Relativ breite Reifen (650 Millimeter) sind das eine; wichtiger ist die Möglichkeit, bei schlechten Bodenverhältnissen auf andere Arbeiten ausweichen zu können. Dazu erhöht der Schlepper die Mitarbeiterakzeptanz: Viele Arbeiten, die üblicherweise motormanuell erledigt werden, übernimmt nun bequem und effizient der Pm Trac. In puncto Komfort kann sich der Fahrer zudem über ein paar Vorteile freuen. Zu der überarbeiteten Kabinenfederung kommt nämlich eine deutliche Verbesserung der Klimatisierung: Da das Orbitrol (Lenkaggregat) nun nicht mehr in der Kabine montiert wird, heizt sie sich nicht mehr so stark auf wie beim Vorgänger. Dank der mit dem Fahrerstand mitdrehenden Pedale kann aus jeder Position des Fahrerstandes ergonomisch gearbeitet werden. Positiv fiel Roland Tscharntke auch auf, dass die Anschlüsse am Dreipunkt besser erreichbar sind als am Vorgänger.

Das anfallende Holz verkauft das Forstrevier Emmerichshütte selber – oder nutzt es selbst. Zur Veredelung besitzen die Rheinland-Pfälzer nämlich eine Bandsäge Typ Wimmer WM 110. Damit wird sämtliches Holz geschnitten, das im Betrieb benötigt wird, aber auch jeder Wanderer in der Region dürfte schon in Kontakt mit hierauf gesägtem Holz gekommen sein: „Alle Tische und Bänke in der Gemarkung Ingelheim stammen von uns“, erzählt Förster Diehl.

 

Jan Biernath

 

Weitere Informationen, die komplette technische Beschreibung und alle technischen Daten zum Systemschlepper Pm Trac finden Sie hier.

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