Forstmaschinenprofi - Wenn Sturm erntet, muss gesät werden

Sachsenforst informierte Waldbesitzer über Wiederaufforstungen von Sturmflächen.

Anfang Juli fand südöstlich von Leipzig eine Waldbesitzerschulung unter dem Titel „Wiederbewaldung von Sturmschadensflächen/Fördermöglichkeiten“ statt.

Zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte Michael Hecht, Leiter des Reviers Muldental - Kohrener Land im Forstbezirk Leipzig des Staatsbetrieb Sachsenforst. Mit von der Partie war sein Kollege Mathias Stahn, Referent für Privat- und Körperschaftswald und Forstdirektor Andreas Padberg, Leiter des Forstbezirkes Leipzig. Von den Stürmen Herwart und Friederike betroffene Waldbesitzer bekamen mit dieser Veranstaltung die Möglichkeit, sich über das Thema Wiederaufforstung zu informieren. Die Waldbesitzerschulung lockte immerhin rund 50 Teilnehmer an. Es war bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass Waldbesitzer im Forstbezirk Leipzig über Maßnahmen bei Sturmschäden aufgeklärt wurden: Am 20. April fand in Wermsdorf eine Regionaltagung unter dem Motto „Schadensbewältigung nach dem Sturm - Krisenmanagement und Möglichkeiten der Wiederbewaldung“ statt. Daneben wurden individuellen Beratungsgespräche im Wald in hoher dreistelliger Zahl geführt.

Bei der jüngsten Veranstaltung wurden im Privatwald nahe der Ortschaft Glasten unterschiedliche Sturmschadens-Szenarien gezeigt. Im ersten Bestand waren durch Sturm 0,25 von 0,6 Hektar geworfen worden. In dem Kiefernbestand mit Rotbuchen-Voranbau sollte man erst einmal gar nichts tun, empfehlen die Sachsenforst-Mitarbeiter: Eine erste Naturverjüngung ist bereits vorhanden, und man sollte das natürliche Verjüngungspotenzial weiter ausnutzen. Erst nach zwei bis drei Jahren bräuchte eine Mischungsregulierung und Beseitigung von unerwünschtem Bewuchs durch Kulturpflege zu erfolgen.

Exkursionspunkt zwei war ein 1,1 Hektar großer Kiefernbestand, der durch Sturm Friederike komplett geworfen worden war. Auf eine Naturverjüngung braucht hier niemand zu hoffen, zudem lassen flächendeckend vorhandene Brombeere, Faulbaum und Adlerfarn eine Verwilderung befürchten. Die zahllosen Stubben machen eine flächige Bepflanzung und die spätere Pflege unmöglich. Andreas Padberg und seine Förster schlagen eine Wiederbewaldung mit der Zielbaumart Stieleiche vor. Dazu sind vorbereitende Bodenarbeiten mit Forstmulcher und Streifenfräse vonnöten.

Auf dem zweiten Exkursionspunkt wurden deshalb Verfahren zur Bodenbearbeitung vorgestellt. Daran waren zwei Unternehmen beteiligt: Zum einen die Firma Jassmann, die im Nachbarort der Vorführung ansässig ist und sich auf den Bereich Pflanzvorbereitung spezialisiert hat. Stehen schwere Forstmulcharbeiten an, arbeiten Reinmut und Enrico Jassmann mit der Grünland GmbH zusammen – zur Waldbesitzerschulung schickte das Unternehmen Mitarbeiter Denny Barsch, der dort mit einem Fendt 930 mit FAE-Forstmulcher arbeitete. Die Firma Grünland besitzt noch drei weitere Fendt der 900er Baureihe mit passenden Mulchern.

So gerade
Möchte man gerade Pflanzreihen anlegen, ist das vorherige Mulchen der Windwurfflächen in der Regel unerlässlich. Um eine ebene Kulturfläche und ein homogenes Pflanzbeet zu erhalten, müssen die flächige Befahrung mit dem Mulcher und recht hohe Kosten in Kauf genommen werden. Das Problem der flächigen Befahrung bekäme man durch den Einsatz eines Raupenschleppers in den Griff, der aber sehr hohe Kosten verursacht, nicht zuletzt wegen des aufwendigen Transports. Beim Mulchen entsteht zwar eine ebene Fläche, der Boden weist aber stellenweise einen hohen Holz-Anteil auf. Darin wachsen Pflanzen nur schwer an, weshalb der Boden durchmischt werden sollte. Für solche Arbeiten besitzt die Firma Jassmann eine Streifenfräse. Die Ahwi S700-650 hat eine Arbeitsbreite von 65 Zentimetern. Betrieben wird die 1.670 Kilogramm schwere Fräse an einem Fendt 718 mit 180 PS Leistung. Damit liegt der Schlepper ziemlich genau in der Mitte des von Ahwi empfohlenen Leistungsbedarfs von 100 bis 240 PS.
„Mit der Streifenfräse haben wir die besten Erfahrungen gemacht“, sagt Enrico Jassmann. Auf steinigen Böden kann sie allerdings oftmals nicht eingesetzt werden. Dann greifen Jassmanns zum sogenannten TTS-Gerät, einem Scheibenpflug für den Traktoranbau. Für das TTS-Gerät sind Steine kein Problem, außerdem kostet das Verfahren nur rund halb so viel wie mit der Streifenfräse.

Pflüg, Raupe, pflüg
Für die Pflanzvorbereitung auf schlecht zugänglichen oder nassen Flächen besitzt die Firma Jassmann seit rund einem Jahr ein recht spezielles Gerät: Die Sachsen kombinieren eine Forstraupe von Pfanzelt mit einem Streifenpflug (großes Foto). Damit zeigen die Unternehmer eindrucksvoll, wie universell sich Forstraupen einsetzen lassen.
Für unterschiedliche Anforderungen können Jassmanns auf drei verschiedene Streifenpflüge zurückgreifen. Bei ihnen handelt es sich um Relikte aus DDR-Zeiten, die Enrico Jassmann als „alt, aber sehr robust“ beschreibt. Jassmann pflügt zirka zwölf bis 15 Zentimeter tief – das hängt von der Bodenbeschaffenheit beziehungsweise der Rohhumusauflage ab, schließlich will man ja in den Mineralboden pflanzen.
Sowohl TTS-Gerät als auch Streifenpflug bieten sich als preiswerte Alternative zur Streifenfräse an, zwischen beiden gibt es aber auch einige Unterschiede. Das TTS-Gerät legt den Boden breiter zu den Seiten hin, so dass er sich durch Regen und Verwitterung schneller auf der Fläche verteilt. Zudem lockert das TTS-Gerät den Pflanzstreifen besser auf. Auch lässt sich die Kulturpflege leichter durchführen als bei den gepflügten Pflanzstreifen: Tief geackerte Pflanzstreifen seien nach 20 Jahren noch vorhanden, weiß Jassmann zu berichten die manuelle Pflege ist sehr mühsam, besonders die Arbeit mit dem Freischneider. Deshalb empfiehlt die Firma Jassmann auf großen Flächen den Einsatz des TTS-Geräts.
Das sind noch lange nicht alle Vorteile des TTSGeräts: In damit angelegten Streifen hält sich das Wasser länger und es eignet sich ebenso für steinige Böden wie für stark bestockte Flächen. Kein Wunder also, dass Reinmut und Enrico Jassmann bereits planen, auch den Pfanzelt Moritz mit einem passenden TTS-Gerät zu bestücken – überstürzen werden die Unternehmer aber nichts, schließlich wollen sie die bestmögliche Lösung anbieten.

Dreipunktaufnahme zu kompliziert?
Um unterschiedlichste Anbaugeräte nutzen zu können, verfügt Pfanzelts Forstraupe Moritz Fr50 über eine Dreipunktaufnahme der Kategorie 1 – zumindest optional. Ursprünglich war die Maschine vom Hersteller als reine Fällund Rückeraupe gedacht. Sie ist serienmäßig lediglich mit einer Seilwinde bestückt. Diese sitzt im Inneren der Maschine und erreicht eine Zugkraft von vier, auf Wunsch auch fünf Tonnen. Sollen andere Geräte angebaut werden, lässt sich die Winde rasch demontieren, da sie neuerdings über ein Schnellwechselsystem verfügt. Als Anbaugerät eignet sich alles, was für die Montage an die Dreipunktaufnahme der Kategorie 1 gedacht ist, maximal 450 Kilogramm wiegt und mit den 35 PS Motorleistung der Raupe auskommt. Zum Antreiben von Geräten wie Mulchern braucht man zudem die optionale Zapfwelle. Jassmanns Raupe besitzt keine, „man kann schließlich nicht alles haben“. Die Dreipunktaufnahme ist zwar an Bord, wird aber für die Pflüge nicht genutzt, verrät Enrico Jassmann: „Ich habe echt keine Lust, die Winde andauernd rein- und rauszubauen.“ Der Unternehmer hat deshalb eine einfachere Lösung ausgetüftelt, Nachfragen dazu werden lapidar mit „mehr verrate ich nicht“ beantwortet.

Verjüngungskur
„Den Moritz mit Streifenpflug setzen wir häufig zur Einleitung der Naturverjüngung ein“, berichtet Enrico Jassmann und fährt fort: „Die Raupe eignet sich außerdem prima für nasse Flächen, die mit schweren Maschinen nicht befahren werden können.“ Mit seinem Leergewicht von 1.400 Kilogramm (inklusive Winde und Rückeschild) belastet der Moritz Fr50 jeden Quadratzentimeter seiner Gummiraupen mit gerade einmal 240 Gramm. Wem das immer noch zuviel ist: Pfanzelt hat auch ein längeres Laufwerk im Angebot. Mit einer Länge von 170 statt serienmäßig 150 Zentimetern reduziert es den Bodendruck weiter. In der schmalsten Position des hydraulisch verstellbaren Laufwerks beträgt die Breite der funkgesteuerten Maschine gerade einmal 110 Zentimeter – da verlieren sogar schmale Zufahrten ihren Schrecken, auch der Transport wird vereinfacht. Maximal teleskopiert ist die Raupe 150 Zentimeter breit, was der Standsicherheit besonders am Hang zugute kommt. Zu den Aufgaben der Raupe soll nach den Wünschen von Reinmut und Enrico Jassmann zukünftig auch die Saat gehören, dies sei aber „ein kompliziertes Thema“. Anbaugeräte aus eigener Fertigung stellte Pfanzelt auf der Interforst vor.

Ergebnisse überzeugen
In der Theorie hören sich die waldbaulichen Vorschläge ja toll an, doch wie sieht es in der Praxis aus? Um das zu klären, fährt Andreas Padberg nach der Schulung mit Forstmaschinen-Profi ins Oberholz, ein Waldgebiet nahe Leipzig. Die Fahrt dauert eine Weile, denn der Forstbezirk Leipzig ist groß und nur gering bewaldet: Auf einer Territorialfläche von rund 265.000 Hektar beträgt die Gesamtwaldfläche gerade einmal knapp 35.000 Hektar.
Im Oberholz zeigt uns Padberg fertig aufgeforstete Flächen. Diese waren am 18. Januar durch den Sturm Friederike geworfen worden. Anfang Februar hatte man die geworfenen Fichtenflächen aufgeräumt, Anfang März mit dem Forstmulcher gemulcht und Mitte März Frässtreifen angelegt. Die Aufforstung erfolgte im April mit Stieleichen. Bei unserem Besuch Anfang Juli machten die Flächen einen prima Eindruck (Bilder links), vor allem in Anbetracht der langen Trockenheit.
Andreas Padberg berichtet: „Üblicherweise fräsen wir mindestens zwei Monate vor der Pflanzung oder lassen die Flächen über Winter liegen, damit sich die Erde im Frässtreifen setzen kann, das war in diesem Jahr aber nicht möglich. Dennoch sind die Eichen mehr als befriedigend angewachsen.“
Im Oberholz wurde nach dem Sturm auf insgesamt 7,85 Hektar so verfahren und 58.875 Pflanzen (vor allem Stieleichen) wiederaufgeforstet. „Die sehr guten Erfolge ermutigen uns, dieses Verfahren in größerem Umfang bei der Aufforstung der Friederike-Flächen anzuwenden. Natürlich wird es auch viele Flächen geben, deren Wiederbewaldung über Vorwaldstadien oder Naturverjüngung läuft“, fährt Padberg fort. Insgesamt sind im Forstbezirk Leipzig infolge Friederike im Januar rund 370.000 Festmeter Schadholz angefallen. An Freiflächen stehen rund 250 bis 300 Hektar zur Wiederbewaldung an.

Bodenbearbeitungs-Profis aus Grimma
Die Firma Jassmann aus einem Stadtteil der sächsischen Kreisstadt Grimma ist ein reiner Familienbetrieb bestehend aus Reinmut Jassmann, seiner Frau Sylvia, ihrem Sohn Enrico und dessen Frau Mandy. Sylvia Jassmann erledigt sämtliche Büroarbeiten, die anderen drei sind in drei Bereichen aktiv: Landschaftspflege, Baumpflege und – wie im Bericht vorgestellt – Bodenbearbeitung im Forst. Aktuell stehen den Sachsen zur Bodenbearbeitung zwei Räumrechen, eine Streifenfräse, fünf verschiedene Forstpflüge, ein TTS-Gerät, ein Bodenmeißel, eine schwere Forstscheibenegge, ein mittelschwerer AhwiForstmulcher sowie ein Wahlers Räumfix Größe 4 zur Verfügung. Das meiste seien keine neuen Verfahren, aber von ihnen neu umgesetzt, erzählt Enrico Jassmann und verspricht: „Wir führen stets das Verfahren durch, das der Kunde wünscht.“

 

Jan Biernath

 

Weitere Informationen, die komplette technische Beschreibung und alle technischen Daten zur Forstraupe Moritz finden Sie hier.

 

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