Festmeter - Aus dem Wald in die Welt

Der Moritz von Pfanzelt ist mehr als eine Forstraupe. Was tatsächlich in der kompakten Maschine steckt, konnten wir beim Einsatz im FESTMETER-Testrevier der Gutsverwaltung Schloss Rammersdorf ausprobieren.

Raupe ist nicht gleich Raupe. Zum einen gibt es da multi­funktionale Geräteträger mit einem Anbaubock. Sie können in der Regel mit den verschiedensten Werkzeugen verwendet werden: mit Gras-, Gestrüpp- oder Forstmulcher, Stubbenfräse, Messerbalken, Bandrechen, Seilwinde und vielem mehr. Ihre Leistung: zwischen 40 und 80PS. Zu dieser Kategorie gehört der Pfanzelt Moritz. Dann gibt es die ausgesprochenen Vor­lieferraupen für das Beiseilen zwischen den Blöcken, die Hilfe bei Problemfällungen und das Rücken von Holz. Dazu gehört der Moritz auch.

 

Die Idee

Um die Grundgedanken des Maschinen­konzepts zu verstehen, muss man ein biss­chen zurückblicken. Vor einigen Jahren begannen vor allem die größeren staatlichen und kommunalen Forstbetriebe damit, sich „UVV-Schlepper" anzuschaffen, Traktoren mit unter 100 PS, Forstschutz, Frontlader und Dreipunkt-Seilwinde. Das Ziel: mehr Sicherheit durch Seilwindenunterstützung bei problematischen Fällungen. Von Akku­Fällkeilen oder Spillwinden redete damals übrigens noch kein Mensch. Auch wenn man es kaum glauben will - diese sind noch vergleichsweise junge Erscheinungen in der Forst-Welt. 
UVV-Schlepper haben aber auch Nach­teile. Erstens sind sie maximal zwischen 40 und 50 km/h schnell, zweitens nicht ganz so geländegängig, wie sich das manch einer wünschen würde. Bei Pfanzelt in Rettenbach im Allgäu kam man daher auf die Idee, eine Fällhilfe aufRaupenbasis zu konstruie­ren. Eine Anforderung war unter anderem, dass ein üblicher Transporter als Zugfahr­zeug für Moritz samt Anhänger ausreichen sollte. Herausgekommen ist dabei der Pfan­zelt Moritz F50, der seit dem Jahr 2016 auf dem Markt war. 
Aber schnell gab es Begehrlichkeiten. Dank komplettem Forstschutz wollten ihn die Kunden auch gerne für andere Tätig­keiten, wie zum Beispiel das Mulchen, ein­setzen. So wurde aus dem Ur-Moritz ein Geräteträger. Seit Ende 2020 gibt es nun die zweite Generation des Moritz. Äußerlich hat sich nicht so viel getan, im Inneren ist aber so gut wie alles anders. 

 

Forstmaschine

Geblieben ist seine hohe Bodenfreiheit. Dies ist ein Vorteil im Wald, was jeder, der sich schon einmal mit einer Raupe auf einem Stubben festgefahren hat, bestätigen kann. Ohne Seilwinde geht da nämlich meistens gar nichts mehr. Schlecht ist das allerdings in Sachen Hangtauglichkeit. Aber damit es da keine Einschränkungen gibt, kann das Fahrwerk teleskopiert werden. Statt einer Außenbreite von 1,20 m in Transportstel­lung (oder wenn der Moritz einmal durch ein Gartentor passen muss, z.B. bei der Baumpflege) werden per Knopfdruck auf der Fernbedienung bei Bedarf 1,60 m. Kritische Situationen haben wir so mit dem Moritz nicht erlebt. Der Böschungswinkel beträgt vorne 50°, hinten 40°. Das reicht meistens aus. Der begrenzende Faktor bei Graben­durchfahrten ist dabei eher das Anbaugerät. 

Unsere Testmaschine war das Modell F75. Statt 50PS hat diese Version einen 7 5-PS-Deu tz-Vier-Zy linder-Diesel-Motor. Prädestiniert ist er daher für Arbeiten, bei denen es etwas mehr Kraft braucht. Etwa mit dem Forstmulcher Max, den Pfanzelt selbst produziert. Wir waren mit ihm so­wohl in den Brombeeren, in über 2 m hohem Schlehenaufwuchs als auch beim Anlegen von Rückegassen in einem rund zehn Jah­re alten Bestand unterwegs. Es ist wirk­lich beeindruckend, was der Moritz da mit einer Arbeitsbreite von 1,20 m alles packt, ein bisschen Sensibilität beim Bedienenden vorausgesetzt. Wird es trotzdem einmal zu viel, schaltet die mechanische Zapfwel­le zum Schutz des Motors ab. Fährt man jedoch zu forsch an einen Stubben, wird der Motor abgewürgt, was sicherlich dem Turbolader auf Dauer nicht so gut tut. Eine ständige Anpassung von Fahrgeschwindig­keit und Arbeitstiefe ist deshalb nötig. Am besten ist es, kleinräumiger zu arbeiten, vorwärts mit offener Mulcherklappe, rück­wärts mit geschlossener. Dann sieht man, was man tut und das Arbeitsergebnis passt. Die Forstfräse Max verrichtet ihre Arbeit sehr gut. Die 40 hartmetallbestückten ste­henden Rundmeißel- bei Verschleiß können sie noch drei Mal gedreht werden - eig­nen sich sowohl für verholztes Material, Brombeeren und Buschwerk. Mit dem Aufschluss waren wir sehr zufrieden. Gehört das Mulchen zu den Hauptarbeiten, die mit dem Moritz verrichtet werden sollen, empfehlen wir den optionalen hydraulischen Seitenverschub am Anbaubock. 

 

Mechanische Zapfwelle

Achten sollte man aber auf jeden Fall auf den Gefahrenbereich besonders vor und hinter der Maschine. Denn trotz Schutzein­richtungen kann es durchaus vorkommen, dass etwas geflogen kommt. Im Forstbereich ist die Alternative dann dazu, dass man im Verhau steht. Auf der freien Fläche ist das weniger problematisch. Aber das Tragen eines Schutzhelms ist auf jeden Fall ratsam. 
Während die meisten Raupengeräteträ­ger ihre Arbeitsgeräte per Hydraulik an­treiben, hat der Moritz eine mechanische Zapfwelle, die im Gegensatz dazu deutlich verlustärmer arbeitet und auch keinen Öl­kühler benötigt. Wer trotzdem hydraulische Werkzeuge anbauen will, kann eine Leis­tungshydraulik mit 96 1/min, 300 bar und Multikuppler ordern. Die Bordhydraulik fördert 181/min bei maximal 200 bar. Dazu kommt noch die Fahrhydraulik mit zwei Mal 11 kW. Dass ist in jeglicher Hinsicht üppig. 
Aber natürlich haben wir den Moritz auch mit Seilwinde eingesetzt. Sein großes Plus ist hier, dass die Winde zentral verbaut ist. Das ist gut für den Schwerpunkt. Die Umrüstung ist keine große Sache. Die Un­terlenker entsprechen Kat. 1. Der Mulcher ist flott abgehängt, die Seilwinde wird mit einem mitgelieferten Montagegestell und mit Hilfe des Hubwerkes eingehoben. Dann noch das Polterschild angebaut. Fertig! Mit ein bisschen Übung dauert das deutlich unter zehn Minuten und ist alleine zu be­werkstelligen. So ist es auch kein Problem, mit dem Moritz und mehreren Anbauge­räten auf dem Anhänger zum Kunden zu fahren und vor Ort umzurüsten. 

 

Mehr als genug

Die Zugkraft der Seilwinde ist üppig. Es stehen drei Varianten mit 50, 60 und 72kN zur Verfügung. Wir hatten die größte Version im Test. Bei einem Gewicht (ohne Winde) der Maschine von 1.405 kg muss man natürlich wissen, was man damit an­fängt. Denn der Moritz ist keine ausgespro­chene Vorlieferraupe mit entsprechendem Einsatzgewicht. Damit man die Zugkraft komplett ausreizen kann, muss die Maschi­ne mit einem Schlupf an einem Ankerpunkt gesichert werden. Aber ganz ehrlich: Wann braucht man wirklich die vollen 72 kN? Beim Vorliefern selbst hat die Maschine genügend Traktion, auch bei schwierigen Bodenbedingungen gibt es kaum Schäden. Die Fahrtechnik ist - wie so oft - ein biss­chen Gefühlssache. Klar, kann sich der Moritz mit schwerer Last bei der Bergauf­fahrt am Steilhang aufbäumen. Aber wer seine Maschine kennt, fährt entsprechend vorausschauend, so dass das nicht passiert. Perfekt eignet sich der Moritz als Fällhilfe bei Problemfällungen oder in der Baumpflege. Denn bei der Winde kann die Seilge­schwindigkeit proportional in beide Rich­tungen per Fernsteuerung geregelt werden. Das funktioniert super und äußerst sensi­bel. Überhaupt ist die Bedienung per Autec­Funkfernsteuerung feinfühlig und intuitiv. 
Noch ein Satz zum Fahrwerk. Die Ket­ten sind hydraulisch über das Doppelleitrad stets optimal gespannt. Das Herunterfahren nahezu unmöglich. Technisch hat Pfanzelt in den Moritz noch viele andere Dinge rein­gepackt, zum Beispiel einen Cleanfix-Wen­delüfter. Die Verarbeitung ist hochwertig, es gibt genügend Stauraum. Und auch an ver­meintliche Kleinigkeiten hat man gedacht: Das Ladegerät für die Funkfernsteuerung befindet sich an Bord. Die Grundmaschine kann mit einem umfangreichen Zubehörpro­gramm aufgerüstet werden: einem breiteren Laufwerk, einer Hubwerksentlastung, weite­ren Hydraulikoptionen. Selbst ein weiterer Anbauraum in der Front ist möglich. Für den Einsatz in Extremgelände gibt es eine Hilfswinde und sogar eine richtige Traktions­winde, ähnlich wie bei einer Pistenraupe.

 

Fazit

Der Moritz von Pfanzelt lässt sich kaum mit konventionellen Raupengeräteträgern vergleichen. Er hat ein völlig anderes Kon­zept, ist sehr leistungsfähig, technisch wirk­lich durchdacht und hat einen kompletten Forstschutz. Für einen wirtschaftlichen Einsatz gibt es viele Anbaugeräte, das Pro­gramm wird sogar noch ausgebaut. Denn Effizienz lässt sich am besten über Auslas­tung erreichen. Vorteilhaft ist hier die stan­dardisierte Dreipunk-Werkzeugaufnahme in Kategorie 1 (mit Adaptern Kategorie 2). Andere Hersteller arbeiten meist mit einem eigenen System, Anbaugeräte-Fremdfabri­kate können so kaum verwendet werden. Als Besitzer sollte man auf jeden Fall dar­auf achten, angemessene Stundensätze zu verwirklichen. Und die bewegen sich - je nach Anbaugerät- im dreistelligen Bereich (inklusive Frau beziehungsweise Mann). Der Moritz hat seine Stärke und Existenz­berechtigung in Grenzbereichen. Dort, wo andere nicht hinkommen. Und da gibt es auf jeden Fall genug zu tun.

 

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