Ab Frühjahr will Pfanzelt Maschinenbau in Rettenbach für fast 14 Millionen Euro eine neue, zweistöckige Produktionshalle samt automatisiertem Hochregallager hochziehen. Ab dem Jahr 2023 ist zudem der Neubau eines dreistöckigen Verwaltungsgebäudes geplant. Damit gewinnt die Firma 5100 Quadratmeter Nutzfläche für Produktion und Lager und 1200 Quadratmeter Nutzfläche für Büros und Ausstellungsflächen hinzu.
„Das ist die größte Investition der Firmengeschichte", sagt Bauprojektleiter Roland Sterk. Die Neubauten, für die Pfanzelt Flächen im größeren Stil zukaufte, seien wegen der Platznot in der Logistik, Montage oder Schweißerei nötig, um effektiver zu produzieren, sagt Pressesprecher Peter Voderholzer. ,,Unsere Teile brauchen Platz, und unsere Mitarbeiter brauchen Platz", sagt Paul Pfanzelt, geschäftsführender Inhaber des Forsttechnik-Herstellers.
Wer die bisherige Hallenfläche von 15.300 Quadratmetern betrachtet, sieht sofort die Dimension: Mit dem Neubau der Produktionshalle wachsen die Kapazitäten um ein Drittel. ,,Man kann sich auch das geplante, 18 Meter hohe Hochregallager anschauen: Mit 730 Quadratmetern ist es doppelt so groß wie das bestehende. 2960 Tonnen an Teilen können wir dort lagern", sagt Projektleiter Sterk. Die Ersatzteilversorgung werde damit auf ein noch höheres Level als bisher gehoben.
Außerdem wechseln die Blechbearbeitung, die Reparaturen, der Warenein- und -ausgang sowie der Versand ins Erdgeschoss der neuen Produktionshalle. ,,Dabei erhöhen wir den Automatisierungsgrad", sagt Sterk. Ins Obergeschoss rücken die Montage mehrerer Baugruppen und eine Lehrwerkstatt. Zudem entsteht in dem Neubau ein dreistöckiger Trakt mit Sozial- und Umkleideräumen für die dort Beschäftigten. Durch das neue Ausstellungs-/Verwaltungsgebäude wiederum sollen neben Büros für Vertrieb und Marketing Schulungs- und Besprechungsräume geschaffen werden. Unter dem Gebäude ist eine Tiefgarage geplant. ,, Wir bauen in die Höhe statt in die Fläche, weil wir möglichst wenig Fläche versiegeln wollen", sagt Paul Pfanzelt. Eine Besonderheit sind nach Aussage des Firmenchefs auch die Baustoffe: Der für die Fassade beziehungsweise Außenhaut, Innenverkleidung und Dachkonstruktion maßgeblich verwendete Baustoff ist Holz. Insgesamt werde allein bei der Produktionshalle auf mehr als 2500 Quadratmetern Holz verbaut. Beton werde nur punktuell verwendet, an Stellen, an denen es nicht anders gehe. Etwa bei Zwischenböden, die schwere Lasten tragen müssen. ,,Dafür haben wir eine Ausnahmegenehmigung gebraucht", berichtet Pfanzelt. ,,Denn Holz ist für einen Industriebau dieser Größe als Baustoff nicht mehr vorgesehen."
Die Mehrkosten nehme das Unternehmen gern in Kauf. ,,Das Raumklima für die Mitarbeiter ist besser. Außerdem verbauen wir heimische Hölzer, vor allem Lärche. Das ist nachhaltig", sagt Pfanzelt. Apropos Nachhaltigkeit: Geheizt werde mit Holzhackschnitzeln und Abwärme. Zudem seien fast alle Dachflächen der Firma mit Fotovoltaik versehen (Gesamtleistung samt Neubau: 1,3 Megawatt). Doch warum wächst der Platzbedarf? Der steigende Umsatz - laut Firmengründer Pfanzelt zuletzt 35 Millionen Euro - spielt dabei eine Rolle. Die Produktpalette wird immer wieder erweitert. Bei den Kernprodukten Seilwinde und Rückeanhänger ebenso wie bei Forstschleppern oder Spezialfahrzeugen wie Forstraupen. Aktuell würden pro Jahr etwa 300 Rückewagen gefertigt, laut Marketingmann Voderholzer das umsatzstärkste Segment, sowie 600 Seilwinden.
Wichtig ist Firmenchef Pfanzelt aber noch etwas anderes: ,, Wir machen wahnsinnig viel selbst." Im Prinzip würden nur noch Motorblöcke und Gussteile zugekauft. Fast alles andere, vom Antrieb bis zur Traktorhaube, vom Zahnrad über die Welle bis zum Kabelbaum, stelle man in Rettenbach selbst her. In der Coronakrise habe sich die Unabhängigkeit von Zulieferern bewährt. „ Wir haben bislang keine Delle durch Corona erlebt und mussten keine Kurzarbeit anmelden."
Die Mitarbeiterzahl wuchs in den vergangenen fünf Jahren von 140 auf mehr als 170, darunter 15 Auszubildende. ,,Wir haben immer eine Azubi-Quote von circa 10 Prozent. Das ist wichtig für die Firmenzukunft, zugleich aber nicht ganz einfach, weil wir in der Region mit vielen Global Playern konkurrieren", sagt Sterk, der bei Pfanzelt auch die Ausbildung verantwortet.
Als wegen Corona plötzlich alle Messen wegfielen, habe sich aber gezeigt, wie sehr Pfanzelt Ausstellungsräume fehlen. Kurz entschlossen ließ man daher eine neue Wand einziehen und wandelte die bisherige Versuchsabteilung in nur drei Wochen in eine provisorische Ausstellungshalle um. So schnell wird es mit den Neubauten nun zwar nicht vorangehen. Die neue Produktionshalle soll im Rohbau aber noch heuer stehen. ,,Ab Anfang September wollen wir schon das neue Hochregal aufstellen", sagt Sterk. Für das Verwaltungsgebäude gibt es noch keinen Zeitplan.
Firmen Fokus:
• Die ausschließlich im Ostallgäu produzierende Firma Pfanzelt Maschinenbau aus der Frankau in Rettenbach gilt als Deutschlands führender Forsttechnik-Hersteller.
- Seit der Gründung 1991, also vor 31 Jahren, hat Pfanzelt mehr als 23.500 Maschinen produziert. Hauptabsatzmärkte sind Deutschland, Österreich und die Schweiz, aber auch in Tschechien und den Benelux-Staaten verkauft die Pfanzelt GmbH SeilÂwinden oder Rückeanhänger.
- Heute beschäftigt Pfanzelt mehr als 170 Mitarbeiter, darunter 15 Auszubildende. Dabei hat Firmengründer Paul Pfanzelt, der noch heute das Unternehmen leitet, am 1. September 1991 in einem zur Werkshalle umgebauten Stall angefangen. Sein erstes Produkt war eine Dreipunktgetriebe-Seilwinde.
- 1995 und 2003 hat Pfanzelt seine Produktionsstätten schon jeweils deutlich erweitert. Produziert wird mittlerweile auf 15.300 Quadratmetern Hallenfläche. 17 .300 Ersatzteile sind auf Lager. Da beides nicht mehr reicht, steht jetzt die größte Firmenerweiterung an.
- 2014 hat Pfanzelt den Marktoberdorfer Forstseilwinden-Hersteller Schlang & Reichart (rund 30 Beschäftigte) aufgekauft. (hkw)
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