top agrar Forstmagazin - Vielseitiger Einsatz sichert hohe Auslastung

Forstunternehmer Roman Kemmer aus Bergweiler setzt auf einen Systemschlepper. Er nutzt die Maschine im Wald und bei der Landschaftspflege.

Schon von Weitem sieht man, dass da einer sein Handwerk versteht: Forstunternehmer Roman Kemmer bugsiert Lärchen mit seinem Kran auf die Rückegasse, die Spuren im verbleibenden Bestand sind minimal. Weiter entfernte Stämme seilt er bis in die Reichweite seines Krans. Wenn nötig, korrigiert Kemmer die Position seines Forstschleppers dabei per Fernsteue­rung. Die Maschine bewegt sich dann ohne Fahrer. Die Fernbedienung kont­rolliert Motorfunktionen, das Fahren, Lenken, die Zapfwelle und das Hubwerk. Man könnte dem 37-jährigen stundenlang zusehen.

­Wir sind in der rheinland-pfälzischen Südeifel, im Stadtwald von Wittlich. Hier dominiert beim Laubholz die Ei­che, beim Nadelholz die Douglasie. Die 1200 ha Bestandsfläche liegen auf 114 bis 450 m Höhe, Regen ist mit 650 mm im Mittel eher knapp. Bei unserem Ter­min Mitte März fällen die Forstwirte der Stadt gerade Lärchen.

Wir treffen Roman Kemmer, um mit ihm über seinen Forsttraktor zu sprechen, einen Pm Trac 3623 von Pfanzelt. Wir wollen wissen, warum sich der Unterneh­mer für den Systemtraktor und nicht für einen Spezialschlepper entschieden hat.

SEIT 2018 SELBSTSTÄNDIG 
Roman Kemmer hat seine Ausbildung zum Forstwirt im Jahr 2003 abgeschlos­sen. Zunächst war er im Holzeinschlag und als Fahrer eines Rückezugs im Ein­satz. 2011 wechselte er zu einem Unter­nehmer und startete dort mit einem frü­heren Modell des Pm Trac. Seit 2018 ist er selbstständig und dem Trac-Konzept treu geblieben. Den aktuellen Trac der „Generation 36" hat der Forst-Profi im Dezember letzten Jahres bekommen. Bei unserem Besuch zeigte der Zähler der Maschine bereits 600 Stunden.

Das Fahrzeugkonzept ist auf einen vielseitigen Einsatz getrimmt, was für den Unternehmer eine hohe Auslastung ermöglicht. Abgesehen von zwei Aus­hilfskräften ist Roman Kemmer Einzel­kämpfer: ,,Ein Mann - eine Maschine" sei sein Konzept, sagt er.

Der Unternehmer gibt die Auslastung der Maschine mit rund 1 800 Stunden an. Drei Viertel davon ist er im Forst un­terwegs, ein Drittel im Kommunaleinsatz bei der Böschungs- und Grabenpflege. Die Vorgängermaschine, ein Pm Trac 2, hat übrigens 20000 Stunden hinter sich und bekommt das Gnadenbrot. Die Ma­schine ist weiterhin einsatzbereit und dient als Reserve.

Auf welche Einsätze hat sich Roman Kemmer spezialisiert? Die Arbeits­schwerpunkte liegen vor allem im Staats- oder Kommunalwald, weniger im Privatwald. Häufig fordern ihn Wald­arbeiterrotten als Rücker an. Vor allem bei der Einzelstamm-Nutzung in Alters­klassen-gemischten Beständen geht der Trend in Richtung Rückekran. In Kom­bination mit der Winde lassen sich die Stämme schonend aus den Blöcken ho­len, in die Gasse einschwenken und zum Polter rücken. Auch bei Fällungen in Pri­vatgärten ist die Maschine im Einsatz.

Der 235 PS starke Systemschlepper bietet verschiedene Einsatzmöglichkeiten. ,,So ist jeden Tag Arbeit für die Maschine da, was mir sehr wichtig ist", sagt Roman Kemmer. Er gibt uns einen Überblick über die Möglichkeiten:

  • Der Forstkran mit Greifer hat eine Reichweite von 8,50 m und ein Hub­moment von 7 mit - er hebt also in 7 m Entfernung theoretisch noch 1 t.
  • Die Doppeltrommelwinde bietet eine Zugkraft von 2 x 8 t. Die linke Seite ist zusätzlich mit einer Seileinlaufbremse ausgestattet.
  • Das Rückeschild ist ein Eigenbau, wird aber ähnlich auch vom Hersteller angeboten. In den drehbaren Aufnah­men und direkt auf der Zahnung des Schilds kann der Fahrer Stämme able­gen und rücken. Die lieferbare Klemm­bank wäre übrigens keine Option für Kemmer: zu schwer und zu weit hinter der Achse, findet der  Unternehmer.
  • Roman Kemmer verfügt über einen angehängten Eschlböck Biber 7 t-Ha­cker mit Zapfwellenantrieb. Dafür baut er das Schild ab und trennt auch den Antrieb der Winde von der Zapfwelle (was nicht unbedingt notwendig wäre). Dann stehen Zapfwelle, Zugmaul und Druckluftbremse wie bei einem Stan­dardtraktor zur Verfügung.
  • Der Unternehmer besitzt zwei An­hänger: einen klassischen Rückewagen und einen Rungenanhänger (bis 18 fm) für den Holztransport auf der Straße. Einen zusätzlichen Muldenkipper hat er bestellt. Die Anhänger kann der Pm Trac nach Abbau des Rückeschilds zie­hen, der Kran bleibt zum Beladen der Fahrzeuge am Schlepper.
  • Der Kran lässt sich über Schnellver­schlüsse und zwei Stützen einfach vom Trac trennen. Dann steht im Heck ein Standard-Dreipunktkraftheber zur Ver­fügung. In dieser Ausstattung könnte der Unternehmer z.B. eine Forstfräse in Schubfahrt einsetzen. Weil Kran und Winde abgebaut sind, hat der Fahrer beim Fräsen dann sehr gute Sicht auf das Anbaugerät. Bisher gehört eine Fräse aber nicht zur Ausstattung der Firma.
  • Im Sommer bestückt Roman Kem­mer den Kran mit einem hydraulisch angetriebenen Mulchkopf für Graben­böschungen. Dazu wechselt er die Kranspitze und koppelt im Heck ein Power-Pack, also eine zapfwellenange­triebene Hydraulikeinheit.
  • Für den Greifer am Kran besitzt der Kemmer Schalen, sodass er auch einfa­che Baggerarbeiten erledigen kann.

Die Abrechnung läuft beim Rücken nach der gültigen Basistabelle, fürs Mul­chen berechnet Kemmer rund 105 € die Stunde.

UMSETZEN OHNE TIEFLADER 
Ein wichtiges Argument für den Trac ist die Endgeschwindigkeit von 50 km/h. „Damit setze ich die Maschine ohne Tieflader um. Das ist für mich als Ein-Mann-Unternehmen ein wichtiger Vorteil." Damit stellt Roman Kemmer zusätzlich heraus, warum er keine Sechsradmaschine bzw. einen reinen Forstspezialschlepper einsetzt. Die ersten Forsttraktoren von Pfanzelt basierten auf Basis des Fendt Xylon. Als Fendt den Systemschlepper einstellte, entschied sich Pfanzelt, eine eigene Maschine zu entwickeln. Die ersten Ge­nerationen der Pm Tracs wurden auf dem Chassis von CNH aufgebaut, da­mals mit Sisu-Motor und stufenlosem Antrieb. Wegen der hohen Belastungen durch den Kraneinsatz wurde der Trak­tor direkt mit einem Zusatzrahmen aus­gestattet - aber er blieb im Kern eine landwirtschaftliche Maschine.

2013 folgte deshalb der Pm Trac 3 mit eigenem Rahmen-Chassis, Deutz­Motor und dem stufenlosen Antrieb ZF S-Matic. Im Jahr 2017 begann Pfanzelt mit der Entwicklung eines eigenen Antriebsstrangs. Der Firmenchef wollte unabhängig von großen Zulieferern werden und die Fertigungstiefe erhöhen. Zusammen mit einem österreichischen Ingenieurbüro wurde das lastverzwei­gende Getriebe VariaDrive entwickelt, das für die Forsteinsätze ausgelegt ist.

Der Antrieb kam 2019 auf den Markt. Er hat drei Vorwärts- und zwei Rückwärtsfahrstufen. Bis 8 km/h ist der Traktor vollhydraulisch unterwegs. Seine Endgeschwindigkeit von 40 bzw. 50 km/h erreicht der Pm Trac jeweils mit reduzierter Motordrehzahl.

Derzeit gibt es zwei Modelle der Ge­neration 36, mit 180 und 235 PS. Weil sich die Waldsituation ändert und mehr Hacker- bzw. Fräseneinsätze fällig wer­den, folgt demnächst eine Ausführung mit 300 PS und Agco-Power-Motor. Pfanzelt deutet zudem an, dass der An­trieb durchaus für noch mehr Leistung und auch für höhere Geschwindigkei­ten ausgelegt sei. VariaDrive soll künf­tig auch den Antrieb des Kommunal­fahrzeugs des Herstellers übernehmen.

Viele Achskomponenten, die Hydrau­likzylinder, die Kabine, der Kran: Diese und andere Komponenten entstehen in eigener Fertigung im allgäuischen Ret­tenbach.

Die Grundkonstruktion des Pm Tracs ist eine Rahmenbauweise. Die teils wannenförmigen Rahmenelemente sind so konstruiert, dass sie gleichzeitig den Unterbodenschutz für den Forsteinsatz übernehmen. Die Pfanzelt-Kabine ist mittig auf dem Chassis angeordnet. Die Kransäule sitzt über der Hinterachse. Das hält die Entlastung der Frontachse möglichst gering. Roman Kemmer ist bei seinen Arbeiten mit weniger als 1 t Frontballast unterwegs. Insgesamt wiegt Kemmers Trac rund 14 t. Er be­wegt sich damit im Bereich üblicher Vierrad-Skidder.

MEHR STANDSICHERHEIT 
Für Standsicherheit sorgt die hydrau­lische Verblockung. Dazu hängt die Frontachse in Hydraulikzylindern. Während der Fahrt übernehmen die Zylinder die Federung der Achse. Sobald die Ma­schine steht, sind die Zylinder fixiert und arretieren so die Frontachse. Ab 0,1 km/h lösen sie wieder, es sei denn, der Fahrer übersteuert das per Joystick. So kann Roman Kemmer die Stämme auch während der Fahrt mit dem Kran manipulieren und die Maschine standsi­cher halten.

In der Kabine kann der Fahrer seinen Sitz per Joystick-Tasten um 360° dre­hen. Dabei schwenken alle Bedienele­mente mit, inklusive Pedale und Moni­tor. Nur die Lenksäule für die Straßen­fahrt klappt der Fahrer zu Beginn der Arbeit seitlich weg.

Über den Monitor kann Roman Kemmer allen Bedienhebeln und Knöp­fen individuelle Funktionen zuwei­sen. Das Ganze lässt sich bei Bedarf in vier getrennten Fahrerprofilen abspei­chern - eine Option die Roman Kem­mer bisher nicht nutzt, denn den Trac fährt nur der Chef. Das ist nachvoll­ziehbar. Denn durch die Möglichkeiten der Maschine summiert sich der Listen­preis auf rund 330000 €. Dem gegen­über stehen 1 800 Stunden Auslastung - kein schlechter Deal, findet der Unter­nehmer.

SCHNELL GELESEN

Wie universell ist ein Systemschlepper im Forst? Wir haben einen Lohnunternehmer in der Südeifel besucht, der einen Pm Trac fährt.

Der 8,50 m Kran ist die wichtigste Ausstattung. Dazu kommt eine Doppeltrommelwinde. Beides lässt sich abbauen.

Hacker, Holztransport erhöhen die Auslastung. Im Sommer mäht der Pm Trac mit dem Ausleger Böschungen.

Guido Höner

 

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