Forstmaschinenprofi - Der Thronfolger: Felix der Dritte

Forsttag des BayWa-Forstzentrums Lübben mit Weltpremiere des neuen Pfanzelt Felix.

 

Forsttage mit Maschinenpräsentaionen im Wald gehörten zu den Spezialitäten der Zimmermann GmbH aus Lübben. Seit Jahresbeginn firmiert der Betrieb unter "BayWa Forstzentrum Lübben" - Ende April stellte sich das nur wenig veränderte Team bei einem Forsttag im östlichen Brandenburg vor.

Rolf Zimmermann leitete die Geschicke der Zimmermann GmbH 26 Jahre, der 65jährige wird den Kunden als Werkstättenleiter und Standortverantwortlicher erhalten bleiben. Selbstverständlich führte er auch beim Forsttag am 26. April die 200 Besucher - ausschließlich Fachpublikum, wie BayWa-Spartengeschäftsführer Reinhold Bichle betont - durch die fünft Stationen im Bestand des Landesbetriebs Forst Brandenburg in der Nähe von Fürstenwalde.

 

Langweilig war definitiv keines der Themenfelder, das Highlight dürfte aber die Nummer drei gewesen sein: Dort rückten zwei Skidder Stammholz. Die neue Generation des HSM 904 kennen wohl die meisten beretis, natürlich machte es trotzdem Spaß, dem 904 ZL bei der Arbeit zuzuschauen. Noch mehr Interesse weckte aber die zweite an dieser Station gezeigte Maschine, ein Pfanzelt Felix - der Allgäuer Hersteller präsentierte nämlich die dritte Generation seines Forstspezialschleppers. Äußerlich nahezu unverändert, steckt einiges an neuer Technik unterm türkisfarbenen Kleid. Nicht immer entstehen Neuerungen auf freiwilliger Basis, sondern sind immer wieder gesetzlichen Vorgaben geschuldet: Die aktuell gültige Abgasnorm Stufe IV/Tier 4 final stellte alle Hersteller vor große Herausforderungen. Ohne SCR-Abgasreinigung mit Ad-Blue-Einspritzung geht bei großen Dieselmotoren nichts mehr, das gitl auch für den 6,1 Liter großen Deutz-Sechszylinder des Felix. Kraft gibt es definitiv genug: 180 PS und 818 Nm dürckt bereits das kleien Modell 208, beim großen Bruder 214 sind es gar 236 PS und 1.072 Nm.

 

Egal ob Vier- oder Sechsrad: Die Unterschiede beginnen erst hinterm Mittelgelenk, der Vorderwagen ist bei beiden Varianten identisch. Nicht zuletzt wegen des Platzbedarfs der ganzen Abgasreinigungs-Schose wie AdBlue, Rußpartikelfilter und externer Abgasrückführung wuchsen die Abmessungen des Felix gegenüber seinem Vorgänger - allerdings nur so wenig wie möglich, um "das Konzept nicht zu verwässern", wie Pfanzelts Marketingmann Peter Voderholzer erklärt.

 

Jede Achse mit eigener Antriebseinheit

Viel spannender als die Motorleistung ist ihr Weg zu den Rädern: Der Felix III verzichtet komplett auf eine mechanische Kraftübertragung zwischen Vorder- und Hinterwagen. Keine Kardanwelle = kein Allrad? Falsch, natürlich treibt der Felix grundsätzlich alle Räder an! Die Allgäuer lösen dies allerdings sehr speziell: Jede Achse besitzt eine eigene Antriebseinheit mit Hydraulikpumpe und Fahrmotor. Pfanzelt nennt den selbstentwickelten Antrieb "hydra2POWER". Da inzwischen auch die Seilwinde hydraulisch statt mechanisch angetrieben wird, verlaufen zwischen Vorder- und Hinterwagen des neuen Felix nur noch Hydraulikschläuche.

Einen weiteren Vorteil des neuen Antriebs beschrieb Pfanzelt-Vertriebsmitarbeiter Hans-Jörg Damm plakativ so: "Es gibt kein Kratzen mehr." Gemeint ist Durchdrehen einzelner Räder, da sich die Radgeschwindigkeiten an Vorder- und Hinterachse unabhängig voneinandern regeln lassen. Das macht vor allem Sinn, wenn bei einer Sechsradmaschine Bänder auf der Bogieachse aufgezogen werden, wodurch sich nun einmal der Abrollumfang ändert. So arbeite der Antrieb jederzeit so bodenschonend wie möglich. Der Felix bietet zwei Fahrmodi: im Gelände mit aktiver Stillstandregelung beim Gaswegnehmen, auf der Straße werden dagegen 40 km/h bei reduzierter Drehzahl erreicht - die Kurbelwelle des Sechszylinders braucht für dieses Tempo nur 1.600 mal pro Minute zu rotieren. Wie Peter Voderholzer berichtet, seien Hydraulikmotoren und -pumpen besonders groß dimensioniert - in der Lage, 500 PS zu übertragen, belaste sie der Felix-Motor nur in geringem Maße. Auch das Kühlsystem sei eher überdimensioniert.

 

Bei der Seilwinde auf einen hydraulischen Antrieb zu setzen, eröffnet mehr Einstellmöglichkeiten. Beispielsweise könne die Zugkraft auf den Seiltrommeln unterschiedlich eingestellt werden, falls nicht auf beiden ein identisches Seil genutzt werden soll.

Das waren aber immer noch nicht alle Veränderungen, die Pfanzelt an der Felix-Hydraulik vorgenommen hat, denn auch die Arbeitshydraulik wurde komplett umgestaltet. Die Load-Sensing-Axialkolbenpumpe liefert bis zu 270 Liter pro Minute bei einem Druck von 235 Bar. Bislang waren die Komponenten über die gesamte Maschine verteilt, was viele Hydraulikschläuche erforderlich machte - eine potentielle Quelle für Leistungsverlust. Beim Felix III sind hingegen Steuerblock, Pumpe und 160-Liter-Hydrauliktank zu einer Einheit zusammengefaßt.

 

In Brandenburg war ein vierrädriger Felix zu sehen, der leider nciht über den teleskopierbaren Hinterwagen verfügte. Diese Ausstattung gab's bislang nur für den Sechsrad-Felix, das aktuelle Modell bietet dieses Feature auf Wunsch auch für den 4WD. Bestellt man den Schlepper mit dem Namenzusatz V, bekommt man eine echte Kombimaschine, deren Laderaum hydraulich von 324 auf 444 Zentimeter verlängerbar ist. Dazu gehört das Schnellwechselsystem Heck mti höhverstellbarem Rollenbock sowie Klemmbank und Rungenkorb , die je nach Einsatz gegeneinander getauscht werden können.

 

Von Liegenspalter bis Seilkran

Der Forsttag bot Forsttechnik unterschiedlichster Art. Neben den bereits vorgestellten Skiddern gab's zahlreiche weitere Rücketechnik zu sehen. Bereits beim ersten Themenfeld zeigte die BayWa Maschinen von HSM und Pfanzelt: Ein HSM 208F 11t rückte Kurzholz, ein Valtra T144 simulierte das Endrücken. Dazu war er mit dem größten Rückeanhänger kombiniert, den Pfanzelt im Sortiment hat: "Der logLINE L19" erlaubt eine Zuladung von 17 Tonnen! Damit das bei maximal vier Quadratmetern Ladequerschnitt auch machbar ist, kann der logLINE zwei Stöße Drei-Meter-Holz laden.

Man wähnte sich fast auf einer Pfanzelt-Veranstaltung, so viele türkis-silberne Maschinen gab es beim Forsttag zu sehen. Großes Interesse weckte auch die Moritz Fr 50, die 1,4 Tonnen leichte Fällraupe dürfte mit ihrer Leistungsfähigkeit so manchen Besucher überrascht haben. Die 35 PS starke Maschine wird komplett per Funk gesteuert udn besitzt eine Seilwinde mit 5,5 Tonnen Zugkraft. Die 110 Zentimeter schmale Raupe kann per hydraulisch verstellbarem Fahrwerk auf eine Breit von 150 Zentimeter gebracht werden.

 

Etwas exotischer und sicher nur für die wenigsten Brandburger Forstunternehmen sinnvoll dürfte der Valentini-Seilkran sein, mit dem am dritten Vorführpunkt gearbeitet wurde. Das Holz wurde mit einem Menzi-Muck-Schreitbagger A91 aufgearbeitet, der für diese Arbeit mit einem Harvesteraggregat  Woody 50 bestückt war. Wegebau- udn Brennholztechnik rudnete den Forsttag ab, beispielsweise zeigte man die halbautomatische Brennholzsäge Posch "Easy Cut" im Einsatz.

 

Jan Biernath

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