top agrar Forstmagazin - Die Raupe Moritz fräst, sät und pflanzt

Bei einer Vorführung haben wir uns angesehen, wie eine ferngesteuerte Raupe bei der Wiederbewaldung unterstützt.

Über den Moritz von Pfanzelt haben wir an dieser Stelle schon berichtet: Der Forstspezialist hat das ferngesteuerte Raupenfahrzeug  ur­sprünglich als Fällhilfe entwickelt. Mit kompakten Abmaßen, einem geringen Gewicht und zugkräftiger Winde an Bord sollte die kleine Raupe Forstwirte beim Holzeinschlag unterstützen.

Mit der zweiten Generation ist der Moritz deutlich vielseitiger geworden: Aus der Raupe hat sich ein regelrechtes Trägerfahrzeug entwickelt. Bei einer Vorführung im Raum Osnabrück konnten wir uns in diesem Frühjahr live ansehen, welche Einsätze Pfanzelt für seinen Moritz beim naturnahen Waldumbau sieht. Besonders aktuell: Bereits im Frühjahr 2021 haben Mit­arbeiter des Herstellers auf dem Aus­stellungsgelände der KWF-Tagung in Schwarzenborn Versuchsflächen ange­legt. Das Resultat ist im Juli auf dem Gelände zu sehen.

Das Konzept

In der zweiten Generation gibt es aktu­ell zwei Modelle: Den FR 70 mit einem Saugdiesel von Deutz und 50 PS sowie den FR 75 mit einem Deutz-Turbo und 7 5 PS. Beide Maschinen sind bis auf den Motor baugleich. Die meisten Kunen entscheiden sich laut Anbieter des­halb für die höher motorisierte Vari­ante. Die Hydraulik ist deutlich über­arbeitet, jetzt gibt es für rechts und links zwei getrennte Fahrpumpen, eine Arbeitshydraulik mit bis zu fünf dop­pelt wirkenden Steuergeräten sowie eine optionale Leistungshydraulik zum Antrieb größerer Geräte. Die mechani­sche Zapfwelle ist ebenfalls optional, aber fast alle gebauten Maschinen - mittlerweile sollen es über 100 im Jahr sein - erhalten diesen Antrieb.

Das Fahrwerk haben die Konstruk­teure im Vergleich zur ersten Genera­tion überarbeitet. Die Gummiketten des bis zu 6 km/h schnellen Fahrzeugs sind durch spezielle Führungen besser gegen das Ablaufen geschützt. Die Bodenfrei­heit beträgt für den Einsatz im Wald gut 35 cm, das ist ein wichtiger Unter­schied zu einer Mähraupe, bei der es vor allem auf einen niedrigen Schwer­punkt ankommt. 

Neben den Standardbändern (25 cm) gibt es auch breitere Varianten mit 30 cm. Die größere Aufstandsfläche re­duziert den Bodendruck und der bo­denschonende Einsatz ist wichtig für das Konzept. Das Laufwerk lässt sich verstellen, sodass die Außenbreite zwi­schen 1,20 und 1,60 m liegt. 

In der Basisausstattung wiegt die Maschine ohne Anbaugeräte 1,4 t. Je nach Gerät erreicht der Moritz dann in­klusive eines Transportanhängers 3 bis 3,5 t Systemgewicht. So lässt er sich noch mit einem Geländewagen oder Transporter umsetzen - wichtig für den überbetrieblichen Einsatz. 

Der Moritz hat am Heck serien­mäßig· einen Standard-Dreipunktkraft­heber der Kat. 1, mit Adapter lassen sich auch landwirtschaftliche Geräte der Kat. 2 aufnehmen. Optional gibt es einen Frontkraftheber, allerdings dort ohne Zapfwelle. 

Vorbereiten der Fläche

Den Auftakt bei der Praxisvorführung machte ein angebauter Mulcher mit mechanischem Antrieb und 1,20 m Ar­beitsbreite. Beim Bestandsumbau soll der Moritz schonender arbeiten als Großmaschinen, die z.B. die komplette Fläche mulchen. Die Idee lässt sich mit dem bekannten Grundsatz „so wenig wie möglich, so viel wie nötig" um­schreiben. So werden nur die Bereiche bearbeitet, wo eine direkte Pflanzung nur schwer möglich wäre. Im Mulch­einsatz ist der kompakte Moritz wen­dig und kann Stellen mit Naturverjün­gung umsteuern.

Laut Hersteller ist der Einsatz der leichten Maschine auf der Fläche im Zerti:fizierungssystem PEFC kein Prob­lem. Die Verantwortlichen des FSC er­lauben das hingegen nicht. Angesichts der riesigen Kalamitätsflächen - Experten sprechen von 1 Mio. ha in Deutsch­land - ist es schwer nachvollziehbar, dass ein Maschineneinsatz mit Augen­maß nicht zulässig ist.

Saat mit der Streifenfräse

Besonders naturnah gelingt der Wald­umbau mit der Saat der nächsten Gene­ration. Wichtig ist, dass die Samen der Bäume intensiven Kontakt mit dem Mineralboden bekommen. Deshalb gel­ten auch Wildschweine - zumindest überwiegend- als Freund des Försters.

Für den Moritz gibt es eine Säma­schine, die mit einer Streifenfräse ge­koppelt ist. Über das Modulsystem kann auch ein Pflugschar anstatt der Fräse montiert werden. Und die Ma­schine erlaubt auch den Soloeinsatz der Streifenfräse, z.B. zur Bodenverwun­dung, um nach einer Durchforstung die Naturverjüngung zu fördern. Herz der Maschine ist ein rotierendes Fräsrad mit mechanischem Antrieb per Zapf­welle. Die Frässcheibe hat einen Durch­messer von ca. 60 cm und arbeitet etwa 20 cm tief und rund 15 bis 20 cm. Sie ist mit Hartmetallwerkzeugen bestückt und kann so Schlagabraum bzw. alte Wurzeln durchtrennen. Je nach Menge und Art des Schlagabraums entscheidet der Waldbesitzer, ob er die Pflanzstrei­fen vor der Frässaat vorbereitet oder die Maschine direkt arbeitet.

Oberhalb der Fräse ist die Säeinheit angeordnet. Es gibt eine Kombi aus Behälter und Dosiereinheit für grobe Sämereien (Eicheln, Kastanien) und eine für feine Samen, beispielsweise von Nadelbäumen. Elektrisch angetriebene Zellenräder übernehmen die Dosie­rung. Passend für die Samen gibt es un­terschiedliche Säräder.

Die Drehzahl der Welle bestimmt die Menge. Die Dosierwelle lässt sich über einen Schalter an der Fernbedienung es Moritz starten. Sie läuft nur, wenn die Raupe fährt. Doch eine wegeabhän­gige Dosierung gibt es nicht. Der Her­steller hält das für den Einsatz im Wald für zu aufwendig. 
Die Dosiereinheiten für Fein- und Grobsämereien sitzen auf der derselben Welle und können, mit der gleichen Drehzahl, parallel arbeiten. So lassen sich z.B. Mischungen oder spezielle Granulate ausbringen. 
Diese Granulate verbessern die Was­serspeicherung in der Rille und können auch mit Nährstoffen angereichert sein. Sie sollen die Ausbildung der Feinwur­zeln fördern. 
Die Säkombi bietet flexible Möglich­keiten zum Bedecken der ausgebrach­ten Samen. Das richtet sich nach den Ansprüchen der Bäume. Douglasien und Weißtannen bleiben beispielsweise frei liegen, Grobsämereien werden eher mit Boden bedeckt.

Wichtig bei der Saat ist die genaue Planung der Fahrtstrecken. Gerade Rei­hen in den passenden Abständen er­leichtern die spätere Pflege der Kultur. Die Maschine lässt sich auch mit einem Halter für witterungsbeständige Mar­kierstangen ausstatten, die man dann in regelmäßigen Abständen in die Saat­reihe steckt. 

Der Einsatz der Sämaschine ist weni­ger zeitkritisch als eine Pflanzung. Eine Saat ist auch während der Vegetations­zeit möglich. Im überbetrieblichen Ein­satz im leichten bis mittleren Gelände kann der Unternehmer ca. 1.800 €/ha Frässaat berechnen. 

Im Soloeinsatz ist die Streifenfräse eventuell auch interessant als Vorberei­tung für eine schnellere manuelle Pflan­zung. Diesen Aspekt brachte ein Be­sucher der Vorführung in die Diskus­sion ein. Durch den modularen Aufbau lässt sich die Fräse deshalb auch ohne Sätechnik ordern. 

Fräsen und Pflanzen

Im dritten Exkursionsbild ging e um das automatische Pflanzen mit der Ma­schine. Den sogenannten Plantomaten gibt es in der zweiten Generation. In der Vorführung wurde er in Kombina­tion mit einer Streifenfräse gezeigt. Auch der Soloeinsatz ist möglich.

Die Streifenfräse arbeitet mit dem gleichen Werkzeug wie die Säeinheit. Bei der Pflanzmaschine hängt die Fräs­scheibe in einem Verschieberahmen. Sie räumt den eigentlichen Pflanzplatz durch seitliches Verschieben frei. Der Forstwirt steuert diesen Arbeitsschritt per . Fernbedienung. In der weiteren Entwicklung ist auch denkbar, dass die Frässcheibe wie bei der Saat einen durchgängigen Streifen freiräumt und das etwas zeitaufwendige seitliche Ver­schieben entfällt.

Die Pflanzmaschine verarbeitet gän­gige Containerpflanzen (4,5 x4,5 cm, bzw. 6,5 cm im Durchmesser, Ballen­länge bis 20 cm, Pflanzenhöhe bis 45 cm). Das obenliegende Magazin nimmt 50 Pflanzen auf. 

Die Maschine arbeitet mit einem Sys­tem aus zwei Spatenpaaren. Das erste öffnet das Pflanzloch. Die Pflanze fällt von oben in das Loch. Die Spatenblät­ter bewegen sich anschließend .. nach oben. Ein zweites Paar senkt sich ab und drückt das Erdreich von beiden Seiten in Richtung Containerpflanze an.

Vorher kann der Forstwirt verschiedene Parameter einstellen. Nach dem Auslö­sen läuft der Pflanzprozess halbautomatisch in etwa 20 Sekunden ab. Für den Einsatz, der Maschine sind zwei Forstwirte erforderlich - einer fährt, der andere sorgt für den Pflanzennach­schub. So sind laut Hersteller bis zu 120 Pflanzen pro Stunde möglich, wenn die Fräse nicht zum Einsatz kommt, eventuell auch mehr.

Im direkten Vergleich ist die Ma­schine vielleicht nicht schneller als ein ausgeruhter Forstwirt, sie ermüdet al­lerdings nicht, sodass die Tagesleistung deutlich höher liegen dürfte. An der Pflanzmaschine ist ein Halter für Mar­kierstäbe montiert. Für die spätere Kul­turpflege lassen sich die Stäbe einfach neben die Pflanzen stecken.

Wichtig ist auch, dass sich der Fahrer an Fluchtstäben orientiert und gerade Reihen pflanzt. Sonst nutzt die beste Startphase nichts, wenn die nächste Ge­neration dem Freischneidermesser zum Opfer fällt.

Guido Hörner

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