Forstmaschinenprofi - Maschinenlösung für naturnahes Aufforsten

Mit einer Seilwinde oder einem Mulcher, einer Pflanzmaschine oder einem Sägerät: Die Forstraupe Moritz von Pfanzelt ist ein universell einsetzbarer und ferngesteuerter Geräteträger. Diese Maschine konnte jetzt bei der Wiederbewaldung in Nordrhein-Westfalen in einem Praxiseinsatz beobachtet werden.

Das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe im Forstbetriebsbezirk Detmold veranstaltete am 12. November einen zweiten Pflanz- und Pflegetag.

Man wollte gemeinsam mit den Ausstellern auf einem Waldparcours bei Detmold Fragen zur praktischen Umsetzung der Wiederbewaldung und des Waldumbaus hin zu klimastabilen und artenreichen Mischbeständen beantworten. Der Forsttechnik-Hersteller Pfanzelt aus Rettenbach im Allgäu beteiligte sich an der Ausstellung mit der funkgesteuerten Forstraupe Moritz und drei Anbaugeräten: einer Forstfräse, einer Sämaschine und einer Pflanzmaschine.

Die Flächen, die nach Kalamitäten bedingt durch Borkenkäfer, Trockenheit, Sturm oder Waldbrände wieder aufgeforstet werden müssen, haben in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Für die Aufforstung dieser riesigen Kahlflächen ist eine maschinelle Lösung nicht nur für die Vorbereitung, sondern auch für die Pflanzung und im Speziellen für die langjährige Pflege unabdingbar. Mit der 2020 vorgestellten zweiten Generation des ferngesteuerten Geräteträgers für den Forst – dem Moritz – möchte Pfanzelt zeigen, wie dies trotz Maschineneinsatzes naturnah möglich ist.

Die Forstraupe Moritz wurde ursprünglich für die Unterstützung bei Fäll- und Rückearbeiten entwickelt. Mit dem Moritz wurde 2016 das Konzept eines Raupenfahrzeuges für den Forst revolutioniert. Mit der Vorstellung der zweiten, komplett überarbeiteten Version wurde aus der Fällraupe Moritz ein universell einsetzbarer ferngesteuerter Geräteträger. Die beiden neuen Modelle, die dem ursprünglichen Konzept treu geblieben sind, spielen technisch in einer neuen Liga. Sie bieten die Kombination der bewährten Fällraupe mit einer multifunktional einsetzbaren, leistungsstarken Forstraupe. Zudem ist bei Pfanzelt inzwischen eine große Auswahl verschiedener Anbaugeräte für die funkgesteuerte Raupe erhältlich.

So wenig die Optik verändert wurde, in so viel größerem Maße wurde die Technik der kompakten Forstraupe überarbeitet. Dies beginnt bereits bei dem Motor. Die leistungsstarken und sparsamen Vierzylindermotoren mit 50 beziehungsweise 75 PS kommen nun aus dem Hause Deutz und werden serienmäßig mit einem Cleanfix-Umkehrlüfter ausgestattet. Auch bei den Aggregaten und dem Hydrauliksystem wurde mit den neuen Modellen viel verändert. Das Hydrauliksystem besteht nun aus drei getrennten Systemen für Fahrantrieb, Arbeits- und Leistungshydraulik. Diese Trennung ermöglicht eine neue Dimension bei allen drei Systemen. Bei dem Fahrantrieb kann so eine Drifteinstellung zum Ausgleich der Hangabtriebskraft bei Mäh- oder Mulcharbeiten quer zum Hang eingestellt werden. Für den gleichen Arbeitseinsatz kann zukünftig auch eine stufenlose Einstellung der Endgeschwindigkeit vorgenommen werden. Diese beiden Optionen bieten einen sehr hohen Komfort beim Einsatz des Moritz mit einem Mulcher oder einer Forstfräse. Die Arbeitshydraulik ermöglicht nun bis zu vier proportionale und zwei schwarz/weiß doppeltwirkende Funktionen, die alle über die Funksteuerung gleichzeitig bedient werden können.

 

Leistungshydraulik für kraftvolle Einsätze

War es bisher nur möglich, Anbaugeräte mit der mechanischen Zapfwelle, ein Alleinstellungsmerkmal des Moritz am Markt, anzutreiben, ist nun auch eine Leistungshydraulik verfügbar. Diese ist vor allem für Kunden gedacht, bei denen bereits hydraulisch angetriebene Arbeitsgeräte anderer Hersteller vorhanden sind. Ohne Einschränkungen kann nun nahezu die komplette Motorleistung entweder über die mechanische Zapfwelle oder die Leistungshydraulik abgerufen werden. Die Axialkolbenpumpe leistet bei Bedarf bis zu 96 Liter je Minute bei 300 Bar. Das Arbeitsgerät wird komfortabel über einen Multikuppler an den Moritz angeschlossen. Bei Ausstattung des Moritz mit einer Seilwinde für den Forsteinsatz übernimmt die Leistungshydraulik den Antrieb. Der bewährte Einbauort der Seilwinde, schwerpunktgünstig in das Fahrzeug integriert, wird auch beim neuen Moritz beibehalten. Neu ist hier, dass nun Seilwindenaggregate bis zu einer Zugkraft von 72 Kilonewton und einer maximalen Seillänge von 110 Metern möglich sind. Eine stufenlose Einstellung der Seilgeschwindigkeit (vorwärts und rückwärts) ermöglicht einen Arbeitskomfort in einer neuen Liga und ein sehr hohes Sicherheitslevel.

 

Zwei individuell nutzbare Anbauräume für mehr Flexibilität

Verfügte der Moritz bisher über einen Dreipunktanbauraum sowie einen zweiten Anbauraum in der Front, der für ein Frontgewicht, eine Werkzeugbox sowie eine Hilfsseilwinde genutzt werden konnte, so steht bei den neuen Modellen ein vollwertiger Dreipunktanbauraum in der Front zur Verfügung. Neben den eigenen Anbaugeräten von Pfanzelt sind somit an dem Dreipunktheber der Kat. 1 auch Arbeitsgeräte anderer Hersteller einsetzbar. Vielseitige Einsätze mit zwei Arbeitsgeräten gleichzeitig sind so nun möglich. Wichtiger Aspekt und einzigartig im Segment der Raupen für den Forst und die Landschaftspflege ist die schwerpunktgünstige Integration der Forstseilwinde in das Fahrzeug. Gleichzeitig kann diese aber einfach und in kurzer Zeit ausgebaut werden, um beim Einsatz mit anderen Arbeitsgeräten nicht unnötiges Gewicht durch den Wald zu fahren.

 

Kompakte Abmessungen und niedriger Bodendruck

Zum Konzept des Moritz gehören seit der Einführung ein niedriger Bodendruck und kompakte Abmessungen. Für die Weiterentwicklung des Moritz bildeten diese beiden Voraussetzungen deshalb die Grundlage. Das leicht höhere Eigengewicht von rund 2.000 Kilogramm wird durch die breiteren (Serie 250 Millimeter, optional 300 Millimeter) und längeren Laufwerke aufgenommen. Somit bleibt der Bodendruck im Vergleich zum Modell Fr50 gleich. Ein unkomplizierter Transport mit Pkw-Anhänger oder Transporter ist nach wie vor problemlos möglich, da sich die Abmessungen nur sehr gering geändert haben. Für unterschiedliche Einsatzgebiete und für Arbeiten am Hang können die Laufwerke hydraulisch jeweils um 200 Millimeter pro Seite verbreitert werden. Die neue automatische, hydraulische und wartungsfreie Kettenspannung verhindert zuverlässig ein Abspringen des Bandes.

 

Die Forstraupe Moritz als Problemlöser in der Aufforstung

Die Aufgabenstellung in der Aufforstung ist vielfältig und erstreckt sich über einen Zeitraum von vielen Jahren. Neben der Vorbereitung sowie der Pflanzung beziehungsweise der Saat hat Pfanzelt auch für die Pflege ein umfassendes Lösungskonzept entwickelt. Man möchte damit ein Verfahren zur Verfügung stellen, das trotz Maschineneinsatz naturnah und nachhaltig ist und ohne Großmaschinentechnik erfolgen kann. Mit der Forstfräse Max, der Sä-Streifenfräse und der Containerpflanzmaschine Plantomat bietet Pfanzelt alle Anbaugeräte für den Moritz, um alle Arbeitsschritte mit Maschinenunterstützung durchführen zu können.

 

Die Flächenvorbereitung

Die Vorbereitung der Fläche für das Pflanzen oder das Säen erfolgt beim Moritz mit der Forstfräse Max. Hierbei wird jedoch nicht die komplette Fläche mit Großtechnik gemulcht. Es werden lediglich Streifen zur Vorbereitung gefräst. Sollten sich noch Gipfel oder Stammstücke auf der Fläche befinden, können diese mit der Hilfswinde in der Front des Moritz beigeseilt oder weggezogen werden. Die Arbeitsbreite des über Zapfwelle angetriebenen Gerätes beträgt 120 Zentimeter, die Gesamtbreite liegt bei 144 Zentimeter. Der Rotor der Fräse ist mit 40 feststehenden hartmetallbestückten Wechselzähnen versehen, die spiralförmig angeordnet sind. Die Frontklappe und der Niederhalter sind hydraulisch zu betätigen, die Nachzerkleinerung erfolgt durch Gegenschneiden in der Frontklappe.

 

Das Pflanzen

Nach der Vorbereitung kommt je nach gewünschtem Verfahren die Pflanzmaschine Plantomat oder die Sä-Streifenfräse am Moritz zum Einsatz. Die Pflanzmaschine hat ein Magazin für 50 Containerpflanzen. Der Bediener lenkt die Raupe an den vorgesehenen Pflanzplatz, das Pflanzen selbst ist ein automatisierter Arbeitsablauf. Die Maschine ist mit einer hydraulisch angetriebenen Frässcheibe ausgestattet, um das Pflanzbeet von ungewolltem Aufwuchs und Waldboden zu befreien. Danach kommt der Pflanzspaten zum Einsatz und bereitet das Pflanzloch vor, jetzt dreht sich das Pflanzmagazin, und die Pflanze fällt in den Boden. Im Anschluss wird die Pflanze mit einer hydraulisch betriebenen Vorrichtung angedrückt, um den notwendigen Bodenkontakt sicherzustellen. Die Maschine wird nach dem abgeschlossenen Pflanzvorgang wieder in die Ausgangsstellung gefahren. Dieser Vorgang läuft automatisch ab und wird nach Erreichen der nächsten Pflanzstelle wieder vom Maschinenbediener per Funksteuerung ausgelöst. Die Bedienung erfolgt ausschließlich über die Moritz-Funksteuerung. Je nach Einsatzort sind so Pflanzungen mit bis zu 100 Containern pro Stunde möglich.

 

Das Säen

Mit der Pfanzelt-Sä-Streifenfräse, die über Zapfwelle mechanisch angetrieben wird, kann sowohl feiner Samen wie auch Eicheln gesät werden, und das sogar gleichzeitig beziehungsweise in einem Durchgang. Das ermöglicht je ein Fein- und ein Grobsärad in den getrennten Vorratsbehältern. Die beiden Säräder sind schnellwechselbar. Für unterschiedliches Saatgut sind jeweils angepasste Säräder erhältlich. Die Säräder sind individuell einstellbar, die Saatabstände werden über ein Potentiometer abhängig von der Fahrgeschwindigkeit der Maschine eingestellt. Die Frästiefe für den Sästreifen beträgt maximal 250 Millimeter, die Grabenform des Sästreifens ist V-förmig angelegt, die Zähne der Fräse sind hartmetallbestückt. Die Sä-Streifenfräse kann und muss an das jeweilige Einsatzgebiet und das Saatgut angepasst werden. Mit dem neuen Modell sind alle Funktionen einstellbar. Dies beginnt bei der Frästiefe, der Ablegehöhe und endet bei den unterschiedlichen Möglichkeiten des Schließens der Furche. Um das gesäte Material abzudecken, können eine verstellbare Gliederkette oder Stahlschienen eingesetzt beziehungsweise hinterhergezogen werden. Je nach Saatgut kann auch die Andrückwalze der Sä-Streifenfräse zum Einsatz kommen.

 

Die Pflege

Um die Pflege zu erleichtern, werden Pflanz- oder Sästreifen in einem Abstand von zwei Metern angelegt. Die Forstfräse Max mit ihrer Arbeitsbreite von 1,20 Metern kann somit den ungewünschten Bewuchs zwischen den Reihen gut entfernen. Ein Freistellen der einzelnen Pflanzen in der Reihe ist bei diesem Verfahren nicht nötig. Um die Möglichkeiten dieses Verfahren anschaulich zu präsentieren, hat Pfanzelt 2021 damit begonnen, auf einer 1,5 Hektar großen Fläche der KWF Tagung, die 2024 stattfinden wird, naturnah aufzuforsten. Der Verlauf dieses Projektes kann auf der Internetseite des Herstellers mitverfolgt werden. 

 

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