AFZ Der Wald - Naturnah Aufforsten

Mitten auf dem Veranstaltungsgelände der kommenden KWF-Tagung 2024 hat Pfanzelt vor mittlerweile fast drei Jahren mit der Wiederaufforstung einer 1,5 ha großen Projektfläche begonnen. Während der Tagung sollen die Besucher die Gelegenheit haben, den Fortschritt der Kulturarbeiten und die aktuellen Pflegemaßnahmen mit der Forstraupe Moritz live mitzuerleben.

Als im Frühjahr 2021 die KWF­ Tagung im nordhessischen Schwar­zenborn endgültig abgesagt wurde, war die Enttäuschung beim KWF und bei den Ausstellern zunächst groß. Die Vorberei­tungen waren schließlich schon weit vor­angeschritten. Bei der Pfanzelt Maschi­nenbau GmbH erkannte man aber schnell die Chance, jetzt drei Jahre Vor­bereitungszeit hinzugewonnen zu haben. Genug Zeit, um den Besuchern 2024 am selben Ort eine bereits etablierte Auffors­tungsfläche präsentieren zu können. Der Großteil der Kultur- und Pflegearbeiten wurde und wird dabei mithilfe der Frostraupe Moritz erledigt.

Ursprünglich befand sich auf der Pro­jektfläche ein Fichtenbestand. Als ein Sturm, die andauernde Trockenheit und der Borkenkäfer einen Großteil des Be­standes vernichteten, hatte Pfanzelt in Zu­sammenarbeit mit dem Bundesforstamt Schwarzenborn die Idee, den Tagungs­gästen auf dem Gelände vorzuführen, wie man den Wald naturnah ohne den Einsatz von Großmaschinen wieder auf­forsten kann. Der zuständige Revierlei ter Werner Rocke hat das Projekt von An­fang an begleitet und die waldbaulichen Ziele festgelegt. So sollen der vorhandene Restbestand und kleine Stellen mit Natur­verjüngung erhalten bleiben. Auch die auf der Fläche verbliebenen Stöcke, das Kronenholz und die Äste sollten größten­teils liegen bleiben. Sie sollten dem Bestand von Anfang an Struktur geben und als Lebensraum für Insekten dienen.

Saat und Pflanzung

Um sich dem vorhandenen Gelände und Bewuchs anpassen zu können, erfolgte die eigentliche Aufforstung als Kombina­tion aus Pflanz- und Saatstreifen sowie 8 x 8 m großen Pflanzquadraten. Zunächst haben zwei Moritz Forstraupen mit der Forstfräse MAX die Streifen und Flächen für das Pflanzen und Säen vorbereitet. Pfanzelt hat sie dafür mit Datenloggern von Exatrek ausgestattet, um sowohl Arbeitszeit und Dieselverbrauch, als auch die Flächenleistung für das Projekt zu erfassen. So wurden laut Maschinentrack­ing insgesamt 1,8 km Pflanz- und Saat­streifen sowie 32 Pflanzquadrate angelegt. Die Pflanzung erfolgte mit der neu­en Containerpflanzmaschine Plantomat von Pfanzelt.  Die Maschine arbeitet teil­automatisiert, wobei der Bediener die Steuerung des Moritz übernimmt und der Pflanzvorgang selbst automatisch erfolgt. So wurden auf der Fläche ins­gesamt 2 300 Bäume gepflanzt, davon 70 % Trauben- und Stieleiche und 30 % Douglasien. 

Für die Saat kam der Moritz mit der Sä-Streifenfräse zum Einsatz. Diese brachte Eichen- und Douglasiensamen aus, um Aufwand und Kulturerfolg ei­nes zweiten Verfahrens mit der Pflan­zung vergleichen zu können. 

Die 1,5 ha große Fläche wurde außer­dem eingezäunt, damit Ausfälle durch Wildverbiss oder Fegeschäden die Ergeb­nisse des Projektes nicht verfälschen.

Erste Pflege

In den Jahren 2022 und 2023 erfolgten die ersten Pflegemaßnahmen. Um die maschinelle Pflege zu ermöglichen, wurden die Pflanz- und Saatstreifen im Abstand von zwei Metern angelegt, sodass die Forstfräse Max mit ihrer Arbeitsbreite von 1,2 m den Bewuchs zwischen den Reihen gut entfernen kann. Innerhalb der Reihen müssen die Pflanzen dann nicht mehr notwendiger­weise freigestellt werden. Auch die Pflanzquadrate wurden maschinell frei­gestellt. Vor allem hier hat es sich gelohnt, alle Pflanzen mit einem gelben Markierungsstab zu versehen, damit sie im höheren Begleitbewuchs mög­lichst schnell wiedergefunden werden.

Die ersten Ergebnisse des Projektes se­hen positiv aus. Sowohl Pflanzung als auch Saat haben sich gut entwickelt, auch wenn die Größe der Sämlinge nach 1,5 Jahren natürlich noch deutlich hinter den Containerpflanzen hinterherhinkt. Das macht das Wiederfinden der Pflanzen schwieriger. Revierförster Rocke macht für die üppige Begleitvegetation die gute Nährstoffsituation auf der Projektfläche verantwortlich. Ihm zufolge kommen die Vorteile des Saatverfahrens eher auf är­meren Standorten zum Tragen. Schwierig waren auch die Witterungsverhältnisse in den vergangenen zwei Jahren, in de­nen es teilweise über Monate nahezu kei­nen Niederschlag gegeben hat. Trotzdem waren die Ausfälle mit rund 600 vertrock­neten oder von Schädlingen befallenen Pflanzen im Vergleich zu anderen Kultu­ren in Hessen eher gering.

Im März 2023 wurde eine Nach­besserung der ausgefallenen Pflanzen durchgeführt. Hierbei kam die zweite Version der Containerpflanzmaschine zum Einsatz, mit der nun einfache Ände­rungen am Pflanzvorgang individuell vor­genommen werden können. Außerdem konnte die Zykluszeit für die Pflanzung deutlich reduziert werden, sodass nun je nach Gelände und Pflanzabstand 2 bis 2,5 Pflanzen pro Minute möglich sind. Ein Mitarbeiter der TU Weihenstephan begleitet das Projekt und untersucht die Bodenverdichtung durch die Forstrau-pe Moritz. Erste Ergebnisse sehen eben­falls positiv aus und legen nahe, dass die Überfahrt mit der 1,4 t leichten Raupe keine nennenswerten Veränderungen im Boden bewirkt.

Autonomer Fahrantrieb

Demnächst wird es wieder eine Pflege­maßnahme geben, bevor sich Interes­sierte auf der KWF-Tagung selbst ein Bild von den Vorteilen der maschinellen Auf­forstung machen können. Die Besucher werden dann auch die Möglichkeit haben, die Pflegearbeiten mit dem neu­esten Moritz als autonomes Fahrzeug vor Ort zu erleben. Die Forstraupe findet dann alleine ihre Richtung und der Bediener muss nur eingreifen, wenn Hin­dernisse im Weg stehen oder die Fräse angehoben werden muss.

Auf geräumten Flächen funktioniert das System bereits gut, aber Hindernis­se wie Wurzelstöcke können noch nicht selbstständig erkannt werden. Außerdem benötigt das Fahrzeug neben GPS-Navi­gation einen guten Handy-Empfang, weil nur durch die Kombination beider Syste­me eine Positionsgenauigkeit von weni­gen Zentimetern erreicht werden kann. 

Pfanzelt wird das Projekt auch nach der KWF-Tagung weiterhin begleiten und nutzt die Praxiserfahrungen gerne, um die eigene Technik kontinuierlich zu verbessern.

 

Holger Hartkopf ist als selbstständige Fachjournalist für den Deutschen Landwirtschaftsverlag tätig.
Der Beitrag wurde in der Zeitschrift Forst und Technik 8/2023 erstveröffentlicht. 

 

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