Traktor spezial - Der Alleskönner

Erst 1991 war die Pfanzelt Maschinen­bau GmbH im Ostallgäu gegründet worden. Firmengründer Paul Pfanzelt, früher Betriebsleiter bei Schlang & Reichart, stellte Getriebe-Seilwinden für den Dreipunktanbau, Steck- und Festanbau her. Schon 1995 bezog das schnell wachsende Unternehmen einen Neubau in Rettenbach, und bereits 1998 zeigte man auf der ln­terforst den ersten Pfanzelt-Spezial­schlepper für den Forsteinsatz.

Jetzt ging es nicht um die Umrüstung eines Standardtraktors für den Wald­einsatz, sondern man hatte eine All­radmaschine mit gleich großen Rädern gebaut, die als Kombi-Rückeschlepper ein echter Alleskönner sein wollte. Ein Fendt-Geräteträger-Heck, samt Kabine und Unterflur-Deutz-Motor bildete die Front der Designstudie und ganz vorn saß die Stummelnase eines Favorit 500. Im Heck war eine Allradvorderachse von Fendt platziert und dazwischen ein Aggre­gate-Stahlrahmen mit Zentraldrehgelenk, sodass eine Verwindung zwischen Vorder­- und Hinterwagen bis zu 15 Grad möglich wurde. In der Serie, als Felix TWT 140 (Two-Way-Trac = Zweiwegeschlepper), kamen Außenplanetenachsen von JCB in England, bzw. von der JCB-Tochter Interna­tional Transmissions ltd (ITL), zum Zuge.

Für besonders gute Wendigkeit setzte man bei Pfanzelt auf eine Knicklenkung mit starr am Vorderwagen montierter Achse, sowie einer mit Achsschenkel­lenkung ausgerüsteten Hinterachse. Der künftige „Felix" konnte also auf der Straße mit bis zu 32 Grad Lenkwinkel über das Knickgelenk fahren, in be­stimmten Situationen nur die Hinter­radlenkung nutzen oder für größte Wen­digkeit im Holzeinsatz die kombinierte Duo-Lenkung. Sogar Hundegang war möglich, um alle Räder in die gleiche Richtung einzuschlagen. Eine wichtige Forderung Paul Pfanzelts und seines Konstrukteurs: 40 km/h-Straßenzulas­sung, sodass keine Tiefladertransporte geplant und bezahlt werden müssen. Schon die Studie von der Münchner ln­terforst wollte Skidder und Forwarder zugleich sein. Einerseits also ein Seil­schlepper zum Rücken und Poldern von Langholz, ausgerüstet mit Seilwinde, Kran und Greifer, Klemmbank und Pol­derschildern, zugleich sollte der Felix aber auch Kurzholz laden und aus dem Bestand transportieren können, mit einem Rungenaufbau. Für diesen Spa­gat dachte man sich in Rettenbach einen ausziehbaren Zentralholm aus, der den Hinterwagen um 1,20 m verlängerte, und so einen Laderaum von rund zehn Raum­metern schuf. Sogar, wenn eine solche Maschine mit bis zu sechs Meter langem Stammholz beladen war, konnten am Rückeschild noch Stämme mitgenom­men werden. Beim Serien-Felix erfolgte das Verstellen des Rahmens hydraulisch von der Kabine aus.

Bis zum Januar 2000, als es eine erste Vorstellung mit zwei Maschinen gab, hatte Pfanzelt seine eigene Kabine fer­tig. Das Fahrerhaus war hydraulisch per Handpumpe kippbar, für guten Zugang zum Unterflurmotor. Während der TWT 140 V (V = variabel) mit dem auszieh­baren Rahmen noch eckige Leuchten besaß, zeigte Pfanzelt am neu aufgebau­ten TWT 140 K, der Kompakt-Version mit kurzem Radstand und starrem Hinterwa­gen, das neue Haubendesign mit überei­nanderliegenden Doppelscheinwerfern. Die Kotflügel wurden später kantiger gestaltet und Staufächer integriert. Ein­stiege und Scheinwerfertürme konnten weggeklappt und die Fronthaube leicht abgenommen werden. Das preisgünsti­gere K-Modell empfahl sich als wendiger Skidder für reine Langholz-Rocker.

Am Steuer eines Felix fand man einen um 210 Grad drehbaren Bedienstand vor, bei dem sich alle Funktionselemente für Fahr- und Hydraulikbetrieb, also Peda­lerie und beide Joysticks, mitdrehten. So hatte der Fahrer bei Rückwärtsfahrt und beim Laden sehr gute Übersicht. Ein luftgefederter und beheizbarer Grammer-Sitz, eine Heizungs- und Be­lüftungsanlage, sowie die Klimaanlage waren serienmäßig. Neben der aus­stellbaren Front- und Heckscheibe gab es zwei Dachfenster. Die ersten rund 15 gebauten Maschinen besitzen eine mechanische Kabinenfederung über Schraubenfedern, dann stellte man auf Luftfederung um.

Unterhalb der weit vorn postierten Kabine arbeitete ein MAN-Reihenvierzylinder mit Turbolader und Ladeluftkühlung (D 0834 LFL). Der 140 PS leistende Direkteinsprit­zer mit 4.580 cm³ (Bohrung x Hub 108 x 125 mm) erfüllte Euro 3 und besaß, für Sicherheit in unwegsamem Gelände, eine Trockensumpfschmierung. Aus dem Baumaschinenprogramm von ZF stammte das 4V/3R-Lastschaltgetriebe mit vorgeschal­tetem Drehmomentwandler (4WG-110). Der Aufbau von Kundenmaschinen star­tete noch im Jahr 2000, 2001 erfolgte die offizielle Markteinführung. 

Meist wählten Forstunternehmer die Pfanzelt 2 x 8 to-Doppeltrommelwinde 0308 mit 96 m Seil. Auch Aggregate mit 2 x 6 to oder 2 x 10 to Zugkraft konn­ten aufgebaut werden. Ladekrane bis 9.200 mm Reichweite und Rückekrane mit Hubkraft bis zu 9 m/to, meist von Haas oder Cranab, ergänzten die auf die Kundenanforderungen abgestimmte Aus­stattung. Eine Besonderheit der V-Version: Bei Kurzholztransporten in Schräglage und am Hang werden Ladefläche und Kran des Felix, über vier Hydraulikzylin­der, um maximal 15 Grad verstellt, um das Transportgut waagrecht zu halten.

Mit mehr Leistung schoben die Allgäuer 2004 das zusätzliche Modell TWT 145 K/V nach. Hier mobilisierte der bekannte MAN-Vierzylinder, dank eines geän­derten Turboladers, 180 PS. Außerdem verfügte das neue 6WG-160-Lastschalt­Getriebe über 6V/3R-Gänge. vorwärts waren 2-40 km/h möglich, rückwärts 2- 32 km/h. Die Reversierung erfolgte bei Straßenfahrt bequem über den Fahr­hebel, in den ersten beiden Gängen auch ohne anzuhalten. Beim Arbeiten im Ge­lände mit gedrehtem Sitz konnte die Fahrtrichtung auch über zwei Fußschalter umgesteuert werden. Stärkere Achsen von Kessler erlaubten beim 180-PS-Felix höhere Nutzlast und ein Gesamtgewicht von 18 to, während der 140-PS-Trag­schlepper ein zGG von 14 to aufwies. Je nach Aufbau brachte die Basismaschine TWT 140 rund 10,5 to auf die Waage. Auch das Grundmodell erhielt jetzt das neue 6-Gang-Getriebe. Die Zweikreis­Hydraulik mit Load Sensing-Steuerung stattete Pfanzelt mit Axialkolbenverstell­pumpen aus. Das Fördervolumen lag bei 2 x 108 l/min und der Arbeitsdruck bei 220 bar.

Eine merkliche Aufwertung erfuhr das 180-PS-Modell 2005 durch das stufen­lose S-Matic-Getriebe von ZF. Entwickelt hatte den leistungsverzweigten Antrieb mit Wendeschaltung die Steyr Antriebs­technik und entsprechend wurde er ab dem Jahr 2000 in die neuen Steyr CVT-­Traktoren bzw. die Case IH-Schwester­modelle CVX eingebaut. Da aber ZF das Unternehmen Steyr Antriebstechnik noch im gleichen Jahr übernahm, verfügte man jetzt über ein stufenloses Getriebe mit Tempomatfunktion und aktiver Still­standsregelung. Die 40 km/h schnellen stufenlosen Felix hießen TWT 145 KS/VS. Im nächsten Schritt präsentierte Pfan­zelt eine 6-Rad-Version des Felix, die vorn die bekannte Kessler-Achse mit 26" -Bereifung trug, hinten aber über ein Bogie-Doppelachsaggregat mit kleine­ren 22,5" -Reifen verfügte. Entsprechend groß war das Fassungsvermögen der Ladefläche für den Kurzholztransport, zumal sich der Hinterwagen erneut hy­draulisch um 1.200 mm ausfahren ließ. Alternativ ließ sich der Felix 180 6-WD trotzdem zum Schleifen von Langholz oder für Seilarbeiten einsetzen.

Die Klemmbank ließ sich durch ihren Schnellverschluss leicht demontieren, wenn Arbeitstage im Kurzholztransport bevorstanden. Der 180-PS-Motor und das stufenlose S-Matic-Getriebe waren mit den Komponenten im gleich starken Vierrad-Felix, Typ 145, identisch. 2006 startete die Fertigung des neuen Allrad­Tragschleppers in Rettenbach.

In der Folge kamen hauseigene große Rückekrane hinzu, während man ja schon seit 2001 die PM-Rückeanhänger mit eigenen Ladekranen ausrüstete. Und es gab immer wieder Sonderver­sionen auf Kundenwunsch, maßgefer­tigte Schlepper, beispielsweise einen Vierrad-Felix mit dem langen Radstand der V-Version, aber mit starrem Rahmen. Heute zählt der Felix, neben dem Pm Trac, zu den Säulen im Rettenbacher Fahrzeugbau. Bisher wurden von allen Felix-Generationen rund 350 Exemplare ausgeliefert. Die aktuellen Vier- und Sechsrad-Modelle können mit bis zu 236 PS motorisiert werden und verfügen über einen hydrostatischen Fahrantrieb - und der ist sogar eine Pfanzelt-Eigen­entwicklung.

Gerald Sandrieser

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